Année politique Suisse 1966 : Infrastruktur und Lebensraum / Energie / Erdöl und Erdgas
Neben Wasserkraft, Atomkraft und Erdöl ist in letzter Zeit verschiedentlich auch Erdgas als wichtiger Energieträger der Zukunft genannt worden. So bezeichnete Bundesrat Gnägi den Anschluss an die in mehreren Gegenden Europas neu entdeckten Erdgasvorkommen als eine Möglichkeit zur Behebung einer zu grossen Einseitigkeit der schweizerischen Energieversorgung
[48]. Obwohl Erdgas nicht ohne eine gewisse Umwandlung mit dem in der Schweiz verwendeten Steinkohlen- und Leichtbenzingas gemischt werden kann, erhält der Aufbau grosser Gasverbundnetze durch die Aussicht auf einen Erdgasanschluss erhöhte Bedeutung. Nach dem Gasverbund Mittelland, der von Basel aus Solothurn, Biel, Neuenburg, Bern und den westlichen Aargau versorgen soll, wurde am 31. Januar der Gasverbund Ostschweiz gegründet, in welchem sich ost- und nordostschweizerische Konsumzentren um Zürich gruppieren
[49]. Zwischen den beiden Leitungssystemen ist eine Verbindung geplant. Der Bau des Mittelland-Verbundsystems verzögerte sich allerdings wegen Kollision mit Heimatschutzinteressen
[50]. Ein Anschluss Freiburgs, den gewisse Kreise dieser Stadt wünschten, wurde von den städtischen Behörden abgelehnt
[51]. Am 11. November erhielt der Gasverbund Mittelland vom Bundesrat die Konzession für eine Verbindungsleitung nach Süddeutschland, durch die nach einem Vertrag mit der Gasversorgung Süddeutschland vom 21. Januar deutsches Gas — und eventuell später einmal holländisches Erdgas — bezogen werden soll
[52].
[48] NZZ, 2879, 30.6.66; vgl. auch BN, 44, 29./30.1.66.
[49] NZZ, 341, 1.2.66. Am 22.5. entschied Schaffhausen seinen Beitritt (NZ, 232, 23.5.66), am 15.9. wurde das Gesuch um eine Rohrleitungskonzession eingereicht (BBI, 1966, II, S. 354 ff.).
[51] TdG, 20, 25.1.66; 43, 21.2.66; 85, 13.4.66; 205, 2.9.66.