Année politique Suisse 1967 : Wirtschaft / Allgemeine Wirtschaftspolitik / Strukturpolitik
Die schweizerische
Uhrenindustrie bemühte sich auch im vergangenen Jahr, ihre Produkte auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig zu erhalten. Es gelang ihr, ihren Weltmarktanteil zu erhöhen. Dabei leistete ihr ein handelspolitischer Erfolg gute Dienste. Anfangs des Jahres hob der amerikanische Präsident die im Jahre 1954 verfügte 50prozentige Zollerhöhung auf Uhreneinfuhren in die USA auf. Dieser den schweizerischen Uhrenexport behindernde Zollzuschlag hatte auf der «escape clause» beruht, welche es den Amerikanern ermöglicht, in Abweichung von der durch die GATT-Verträge vorgesehenen Meistbegünstigung lebenswichtige Industrien in ihrem Land durch einseitige Zölle zu schützen
[19].
Die Fédération Horlogère (FH), welche die Interessen der schweizerischen Uhrenindustrie. vertritt, beschäftigt sich zudem mit dem fernöstlichen Absatzmarkt. So konnte der 1966 mit der Federation of Hong Kong Industries abgeschlossene Vertrag ratifiziert werden. Die Hauptziele dieses Vertrages bestehen darin, die Qualität der in Hongkong produzierten Uhrengehäuse zu kontrollieren und das « Swiss made » besser zu schützen
[20]. Im Zusammenhang mit dieser Ratifizierung hatte der Bundesrat eine Kleine Anfrage von Nationalrat Tschopp (k.-chr., BL) zu beantworten. Dabei stellte er fest, die von der FH mit Hongkong getroffene Vereinbarung verletze die Gesamtinteressen der Uhrenindustrie nicht. Die internationale Arbeitsteilung liege durchaus im Sinne des Uhrenstatuts und in der Richtung einer klugen langfristigen Industriepolitik. Die FH trage als privatrechtliche Organisation dafür die alleinige Verantwortung. Die ASUAG (Allgemeine Schweizerische Uhrenindustrie AG), an der die Eidgenossenschaft beteiligt ist, wirke zudem auf eine vermehrte Koordination zwischen den verschiedenen Interessenkreisen der Uhrenindustrie hin
[21].
Um die Schweizeruhr auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu erhalten, sind auch Reformen in der schweizerischen Produktionsstruktur nötig. So genehmigte die FH im Dezember 1967 anlässlich ihrer ordentlichen Generalversammlung die Grundlinien einer Organisationsreform. Die FH hatte sich von einer berufsständischen Institution zu einer Wirtschafts- und Dienstleistungsorganisation gewandelt. Nun ging es zusätzlich darum, durch die Direktmitgliedschaft der Unternehmen die bereits bestehenden Konzentrationstendenzen zu verstärken. Denn so erhalten die Einzelbetriebe ein grösseres Gewicht als früher, als sie nur durch ihre Verbandsleitungen vertreten waren. Da neben der von den Unternehmern neu zu bildenden « Unternehmerkammer » die bisherige auf den Regionalverbänden aufbauende « Verbandskammer » weiterbestehen soll, kann von einem eigentlichen Zweikammersystem gesprochen werden
[22].
Im Jahre 1967 zeigten sich vermehrt Konzentrationserscheinungen. Die schweizerischen Unternehmungen ergriffen die Offensive und dürfen hoffen, weiteren Aufkäufen durch amerikanische Firmen vorgebeugt zu haben
[23]. Nach einer von der FH erarbeiteten Zukunftsvision werden die Fusionen in grossem Ausmass zunehmen. Bei der raschen Entwicklung der Elektronik kann dieser prospektiven Studie zufolge nur eine einzige Marke «La Suisse» unsere Uhrenindustrie in der Zukunft wirksam im Ausland vertreten
[24].
[19] NZZ, 139, 146 u. 155, 13.1.67; 252, 20.1.67. Vgl. oben, S, 59.
[20] NZZ, 5305, 8.12.67. Vgl. dazu SPI 1966, S. 46 f.
[22] GdL, 294, 16./17.12.67; NZZ, 188, 25.3.68.
[23] 17 Uhren-Etablisseure gründeten in Biel eine gemeinsame neue Gesellschaft, die Procaf S.A. (TdL, 18, 18.1.67). Die vier wichtigsten Roskopf-Uhrenproduzenten schufen gemeinsam die «Economic Swiss Time Holding» mit Sitz in Basel (JdG, 79, 6.4.67). Auch Movado und Zenith schlossen sich zusammen (GdL, 297, 20.12.67). Ebauches S.A. und die französische Firma Lip S.A. beschlossen, im Gebiete der Forschung zusammenzuarbeiten (TdL, 98, 8.4.67).
[24] TdG, 231, 3.10.67; PS, 262, 13.11.67.
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