Année politique Suisse 1967 : Wirtschaft / Allgemeine Wirtschaftspolitik / Strukturpolitik
print
Baugewerbe
Das Gewerbe hatte 1967 mit rückläufigen Tendenzen zu kämpfen. Das gilt insbesondere für die im Bauwesen tätigen Firmen. Allerdings kann nicht von einer wesentlichen Entspannung am Arbeitsmarkt gesprochen werden. Hingegen waren die technischen Kapazitäten wegen des Rückgangs der Wohnbautätigkeit vor allem in den Städten weniger gut ausgelastet als in früheren Jahren [29]. Die Rückbildung der Bautätigkeit bewirkte vor allem im Tiefbau einen spürbaren Preisdruck. Diese Konstellation führte zu Reaktionen von gewerblicher Seite. Diese richteten sich hauptsächlich gegen die ausländische Konkurrenz. So betrachtete der Schweizerische Baumeisterverband Ausländerofferten als unerwünscht [30]. Die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für das Holz, « Lignum », richtete scharfe Angriffe gegen den Bundesrat, dessen Einfuhrpolitik die Bau- und Holzwirtschaft der andern EFTA-Staaten bevorzuge [31]. Auch die Reaktion des Schweizerischen Maler- und Gipsermeister-Verbandes auf einen Bericht der Kartellkommission über die Entrostungs- und Malerarbeiten an der Erdölraffinerie in Cressier deutete den Widerstand gegen die Auslandkonkurrenz an. Man stellte mit Genugtuung fest, dass die französische Firma, die viel billiger offeriert hatte als ein schweizerisches Konsortium, nicht in der Lage gewesen war, den genannten Preis einzuhalten, wobei sie erst noch geringere Qualität geliefert als angeboten hatte. Dem wurde entgegengehalten, die in der schweizerischen Offerte vorgesehene perfektionistische Qualität sei vom Auftraggeber gar nicht verlangt worden [32].
Auch Rationalisierungsanstrengungen sind dazu angetan, die Bauwirtschaft zu stärken. Man forderte einen planmässigen Einsatz wissenschaftlichen und technischen Forschens, Wissens und Könnens [33]. Die Schulung der Bauunternehmer wird immer wichtiger, da 'sich die Bauindustrie in einem Umbruch befindet. Aus diesem Grund gab das Schweizerische Institut für gewerbliche Wirtschaft in St. Gallen einen Kurs für die Unternehmensführung im Baugewerbe [34]. Auch am Gewerbekongress in Interlaken wurde auf die grosse Bedeutung der Betriebsberatung und der Unternehmerschulung hingewiesen. Im ganzen hatten sich 500 gewerbliche Betriebsinhaber in 6 Schweizer Städten zu Kursen eingeschrieben. Nur auf diesem Weg kann sich nach Ansicht des Gewerbeverbandes der selbständige Unternehmer auf die Dauer halten [35].
 
[29] Die Volkswirtschaft, 40/1967, S. 632, u. Mitteilung Nr. 186 der Kommission für Konjunkturfragen, S. 4. Vgl. unten, S. 98.
[30] NZ, 228, 22.5.67; NZZ, 2799, 27.6.67. Vgl. auch unten, S. 86.
[31] NZ, 236, 26.5.67; TdG, 121, 26.5.67.
[32] NZ; 102, 3.3.67; JdG, 44, 22.2.67. Vgl. Veröffentlichungen der Schweizerischen Kartellkommission, 2/1967, S.22 fl.
[33] NZZ, 1152, 16.3.67. Vgl. unten S. 99.
[34] Tat, 42, 20.2.67.
[35] NZZ, 2036, 10.5.67.