Année politique Suisse 1968 : Parteien, Verbände und Interessengruppen / Parteien
Eine ähnliche Ruhe zeichnete auch die Jubiläumsfeierlichkeiten der beiden kantonalen Bauern-, Gewerbe- und Bürgerparteien von Bern und Schaffhausen aus, die 1968 ihren 50. Geburtstag begehen konnten. Da die schweizerische Partei im vergangenen Jahr keinen Parteitag durchführte, so dürfen die beiden Veranstaltungen als symptomatisch für das Klima dieser Partei gelten. Professor K. Guggisberg, neben Bundesrat Gnägi Hauptredner der Berner Feier, betonte, die geistigen Grundlagen der BGB, die er in das Begriffspaar Mass und Mitte zusammenfasste, seien heute ebenso modern und aktuell wie vor 50 Jahren
[18]. Die von Beat Junker und Rudolf Maurer verfasste Festschrift fällt dagegen durch ihre kritische historische Haltung auf, übrigens ein Hinweis darauf, dass die Partei den beiden Autoren, die ihr nicht angehören, ganz freie Hand liess
[19]. Die Schaffhauser Erinnerungsfeier, an der ebenfalls Bundesrat Gnägi als Referent mitwirkte, fand am 29. April statt
[20]. Ähnlich wie der bundesrätliche Redner hoben bei anderer Gelegenheit auch die Parteistützen hervor, dass eine Regierungspartei durch ihre Beteiligung am Bundesrat einen Teil ihrer Freiheit preisgebe und sich auf die bundesrätlichen Richtlinien recht eigentlich verpflichten lassen müsse
[21]. Freilich wurde dabei die bundesrätliche Meinung unterstützt, dass die benachteiligte Stellung der Parteien gegenüber den Verbänden « unbedingt der Korrektur bedarf »
[22]. Im übrigen bemühte sich auch die BGB, den erwachenden Eifer der jungen Garde für die Partei fruchtbar zu machen. Anfang Mai beschloss die Delegiertenversammlung der BGB-Fraktion der schweizerischen Jugendparlamente die Umwandlung der bestehenden Organisation in eine « Jugendfraktion der schweizerischen BGB »
[23]. Eine von dieser bald darauf beantragte Volksinitiative, die in der Form der allgemeinen Anregung durch Neufassung der Artikel 27 und 27bis der Bundesverfassung für bessere Schulkoordination sorgen möchte, wurde vom Zentralvorstand unterstützt
[24]. Damit dokumentierte dieser auch nach aussen, dass er der Jugend vermehrtes Mitbestimmungsrecht innerhalb der Partei geben will.
[24] NBZ, 171, 2.7.68; NZZ, 765, 10.12.68. Vgl. oben, S. 128.