Année politique Suisse 1974 : Infrastruktur und Lebensraum / Energie / Erdöl und Erdgas
In den Bemühungen, dem Gas einen grösseren Anteil an der schweizerischen Energieversorgung zukommen zu lassen, wurde im Frühjahr eine Etappe vollendet, als erstmals holländisches Erdgas durch die nach Italien führende
Transitleitung strömte. Ausser dem Hauptstrang, der zwischen Möhlin (AG) und dem Griespass die Schweiz durchquert, erhielten auch Zweigstränge zur Belieferung der Gasverbünde Ostschweiz, Mittelland und Gaznat (Westschweiz) sowie der Innerschweiz die provisorische Betriebsbewilligung. Die Aussichten auf algerisches Erdgas trübten sich dagegen wieder, da die Finanzierung der in Algerien notwendigen Investitionen den Partnern des europäischen Konsortiums Schwierigkeiten bereitete ; der Bundesrat versprach immerhin der Swissgas, dass er den Räten eine direkte Garantie der schweizerischen Investitionen beantragen werde
[29].
Die Einfuhr von Erdgas erlaubte den Gaswerken ein umfangreicheres und zugleich umweltfreundlicheres Energieangebot, sie wirkte sich aber auch preissteigernd aus. Angesichts. der wachsenden Kosten stellte sich weiterhin die Frage der
Eigenwirtschaftlichkeit der kommunalen Gasversorgung. Die insbesondere von zürcherischen Linkskreisen vertretene Opposition gegen eine Anpassung der Gastarife an die Teuerung war jedoch weniger erfolgreich als im Vorjahr. In Zürich wie in Winterthur sanktionierten die Stimmbürger erhöhte Gaspreise ; in Zürich wurde allerdings zur Beschwichtigung der Gegnerschaft ein Teil der Erhöhung der Stadtkasse belastet
[30]. Eine Gesetzesinitiative der POCH, welche die Produktions- und Verkehrsbetriebe der zürcherischen Gemeinden im Interesse des Umweltschutzes und der Siedlungsplanung von der Pflicht zur Kostendeckung befreien wollte, wurde verworfen
[31].
[29] Gasleitungen : NZZ, 167, 9.4.74 ; 233, 21.5.74 ; GdL (sda), 85, 11.4.74 ; Gesch.ber., 1974, S. 292. Algerien : Gesch.ber., 1974, S. 291 ; NZZ, 26, 17.1.74 ; vgl. SPJ, 1973, S. 86.
[30] Kosten : NZZ (sda), 428, 15.9.74. Zürich : NZZ, 282, 21.6.74 ; 299, 1.7.74. Winterthur : Ldb, 88, 18.4.74 ; 97, 29.4.74 ; 202, 3.9.74 ; 285, 9.12.74. Vgl. SPJ, 1973, S. 86 f.
[31] Die Initiative wurde mit 164 605:85 090 Stimmen verworfen (NZZ, 299, 1.7.74 ; vgl. unten Teil I, 6b, Agglomerationsverkehr, und Teil II, 1i).
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