Année politique Suisse 1974 : Sozialpolitik / Bevölkerung und Arbeit
 
Arbeitszeit
Angesichts der Konjunkturabflachung gewannen Forderungen nach Verkürzung der Arbeitszeit einen ganz anderen Stellenwert [48]. Der Bundesrat beschloss, das von den Progressiven Organisationen der Schweiz (POCH) 1973 eingereichte Volksbegehren zur Einführung der 40-Stunden-Woche ohne Gegenvorschlag zur Verwerfung zu empfehlen [49]. Auch in Gewerkschaftskreisen versagte man dieser Initiative die Unterstützung. Hier legte man vielmehr das Gewicht auf eine Verlängerung der Ferien, was mit einem erneuten parlamentarischen Vorstoss des SGB-Präsidenten Canonica unterstrichen wurde [50]. Eine in der Waadt beheimatete Bewegung überreichte ihre wegen zu geringer Unterschriftenzahl misslungene Volksinitiative für einen arbeitsfreien 1. August als Petition ; der Bundesrat gab ihr aber keine Folge [51].
 
[48] Vgl. oben, Arbeitsmarkt. In der Schweiz wurde Ende 1973 durchschnittlich während 44,2 Std. pro Woche gearbeitet (JdG, sda, 154, 5.7.74). Vgl. ferner hierzu : BIGA, Lohnsätze und Arbeitszeiten in Gesamtarbeitsverträgen, 1971-1973, Sonderheft Nr. 86 der Volkswirtschaft (Bern 1974).
[49] NZZ, 375, 15.8.74 ; (sda), 378, 16.8.74 ; Ldb, 186, 15.8.74. Vgl. auch SPJ, 1973; S. 118.
[50] Tw, 84, 10.4.74 ; vgl. die als Postulat überwiesene Motion in Amtl. Bull. NR, 1974, S. 507 ff. Vgl. ferner zu den Lehrlingsferien eine Motion Speziali (fdp, TI), unten, Teil I, 8a.
[51] Das Begehren des Mouvement patriotique d'action et de la défense war mit 8488 Unterschriften versehen (NZZ, spk, 339, 24.7.74 ; sda, 522, 20.12.74). Vgl. hierzu auch den Stand der kantonalen Feiertage in Die Volkswirtschaft, 47/1974, S. 368.