Année politique Suisse 1975 : Parteien, Verbände und Interessengruppen / Parteien
 
Landesring der Unabhängigen
Der Landesring der Unabhängigen (LdU) konkretisierte seine im Vorjahr beschlossenen « Grundsätze und Richtlinien » durch ein Wirtschaftsprogramm, das der Rücksichtnahme auf die Umwelt höchste Priorität einräumte. Die durch Umweltbelastung verursachten gesellschaftlichen Kosten sollten vermehrt in die Preise und Tarife eingehen. Für die Finanzierung des öffentlichen Agglomerationsverkehrs wurden Beiträge der interessierten Gemeinden und Arbeitgeber vorgesehen und für die Ausrichtung produktionsunabhängiger Zuschüsse an Landwirte der Berg- und Hügelgebiete die Erhebung von Beherbergungsabgaben [23]. Der LdU profilierte sich aber auf die Wahlen auch durch seine oppositionelle Finanzpolitik ; er wandte sich zwar nicht mehr gegen eine Erhöhung der Bundessteuern, doch bekämpfte er die Zollzuschläge auf Benzin und Heizöl. Ausserdem unterstützte der Landestag im April die Forderung der nordwestschweizerischen Atomkraftwerkgegner, dass die Bauarbeiten in Kaiseraugst vor Abklärung verschiedener Fragen nicht fortgesetzt werden dürften [24].
Die Wähler honorierten freilich die vom LdU in Anspruch genommene Oppositionsrolle schlecht. Vor allem misslangen die Anstrengungen in der welschen Schweiz. Einen Stimmenzuwachs verzeichnete dagegen die St. Galler Sektion, die ihren Standort « links von der Mitte » einnahm und im Sommer dem LdU-Vertreter in der Zürcher Regierung, A. Gilgen, Intoleranz in der Bildungspolitik zur Last gelegt hatte [25].
 
[23] Umweltgerechtes Wirtschaften, Wirtschaftsprogramm des LdU, 1975 (Schriftenreihe LdU, 93). Tat, 205, 1.9.75 sowie SPJ, 1974, S. 174.
[24] Tat, 86, 14.4.75. Vgl. oben, Teil I, 5 (Massnahmen zur Verbesserung des Bundeshaushaltes), 6a (Atomkraftwerke) und SPJ, 1974, S. 75 f.
[25] Welsche Schweiz : Tat, 258, 3.11.75. St. Gallen : Der Ring, 6, 14.4.75 ; 12, 8.9.75 ; St. Galler Tagblatt, 164, 17.7.75 ; Tat, 254, 29.10.75. Vgl. oben, Teil I, 8a (Primar- und Mittelschulwesen).