Année politique Suisse 1975 : Parteien, Verbände und Interessengruppen / Parteien
 
Äusserste Rechten
Die Aufspaltung der äussersten Rechten schritt weiter fort. Im Frühjahr überwarf sich H. R. Bachofner mit der Nationalen Aktion (NA), deren Regierungskandidat er 1971 in Zürich gewesen war. Er griff dem Zentralvorstand vor und lancierte auf eigene Faust zwei eidgenössische Volksinitiativen : eine für die Besteuerung der Arbeitgeber von ausländischen Arbeitskräften und eine weitere für die Befreiung existenzsichernder Renten von steuerlicher Belastung ; dies führte zu seinem Ausschluss, obwohl er als NA-Kandidat bei den Zürcher Kantonsratswahlen im Rennen stand [37]. Der Ausgeschlossene gründete im September eine « Liga zum Schutz von Lebensraum und Lebensqualität », die sich für die Erhaltung der Umwelt und eine gesunde Ernährung einsetzte, bei den Nationalratswahlen aber praktisch bedeutungslos blieb [38]. Der NA gelang es anderseits nicht, die im Vorjahr aus der Republikanischen Bewegung James Schwarzenbachs ausgescherten Kreise zu integrieren. So konkurrenzierten sich bei den Zürcher Kantonsratswahlen im April unverbundene Listen der NA und der dissidenten Republikaner in Winterthur [39]. Im September vereinigten sich ehemalige Republikaner und Nationale aus den Kantonen Zürich und Waadt zu einer « Eidgenössisch-Demokratischen Union », die den « Solidarismus », eine « Synthese von Patriotismus und Sozialismus », auf ihre Fahne schrieb. Zu ihr gesellten sich auch Dissidente der bernischen Evangelischen Volkspartei, die sich gegen die Aufhebung des Jesuitenverbots engagiert hatten. Die Union gewann in den Kantonen Bern und Waadt je 1 % der Wähler [40].
Die NA präsentierte eine von ihrer Delegiertenversammlung genehmigte Wahlplattform, die sich an das Programm von 1973 anlehnte [41]. Kürzer fassten sich die Republikaner, deren Zentralvorstand ein Credo mit den Leitbegriffen Treue und Widerstand verabschiedete. Ähnlich wie vier Jahre zuvor identifizierte sich die Bewegung im Wahlkampf mit dem Namen ihres Führers [42]. Beide Hauptgruppen der Neuen Rechten erlitten in den Wahlen Verluste ; wo sie aber unmittelbar im Wettbewerb standen, erwies sich — mit Ausnahme von Valentin Oehens Wohnkanton Bern — der Name Schwarzenbach als zugkräftiger. Obwohl weder die eine noch die andere Fraktionsstärke erreichte, kam — wie bereits erwähnt — eine parlamentarische Zusammenarbeit nicht zustande [43].
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P.G.
 
[37] Kandidatur von 1971 : NZZ, 190, 26.4.71 ; vgl. auch SPJ, 1970, S. 191. Bruch mit der NA : BN, 71, 25.3.75 ; NZZ (sda), 85, 14.4.75 ; NZZ, 89, 18.4.75 ; Volk + Heimat, Nr. 6, Mai 1975. Zur Initiative der NA vgl. oben, Teil 1, 7d (Politique à l'égard des étrangers).
[38] TA, 186, 14.8.75 ; 229, 3.10.75. Die Liga kandidierte in ZH, BS und AG.
[39] TA, 89, 18.4.75 ; vgl. auch NZZ, 148, 30.6.75 ; TA, 235, 10.10.75.
[40] NZZ, 221, 24.9.75 ; TA, 221, 24.9.75. Für die Union kandidierten die bisherigen Nationalräte Breny (na, VD) und Naegeli (rep., TG), ferner der einst führende Waadtländer Republikaner Grosclaude (vgl. SPJ, 1973, S. 166 ; 1974, S. 175). Vgl. auch SPJ, 1973, S. 14.
[41] Volk + Heimat, Nr. 4, April 1975. Vgl. SPJ, 1973, S. 167.
[42] Der Republikaner, 12, 29.8.75 ; vgl. auch TA (ddp), 153, 5.7.75 ; Der Republikaner, 10/11, 18.7.75. Name : Tat, 248, 20.10.71 ; Der Republikaner, 13, 19.9.75.
[43] Vgl. oben, Teil I, 1e (Résultat des élections au CN).