Année politique Suisse 1976 : Wirtschaft / Geld, Währung und Kredit
Banken
Ausgezeichnet schlossen im Berichtsjahr die Banken ab. Der Anstieg der Bilanzsumme und der Gewinne erreichte wieder dieselben Ausmasse wie im vorangegangenen Rekordjahr 1975. Insbesondere das Auslandgeschäft konnte kräftig ausgedehnt werden ; die schweizerischen Grossbanken übernahmen auf dem Euromarkt die führende Position
[28].
Nicht allein der Neid auf diese zur allgemeinen Wirtschaftslage kontrastierende Situation führte zu einem Unbehagen gegen die Ausdehnung des Bankensektors. Kreise der Exportwirtschaft klagten die Banken an, dass sie mit ihrer Expansionspolitik zur Hauptsache für den hohen Frankenkurs verantwortlich seien. Die Banken betonten demgegenüber ihre bedeutsame Rolle für die Exportfinanzierung, die Kreditgewährung an schweizerische Unternehmungen und den wegen des Ertragsbilanzüberschusses notwendigen Kapitalexport. Verständlicherweise wandten sie sich gegen das Ansinnen einer Redimensionierung des Finanzplatzes Schweiz und postulierten eine « natürliche Harmonie » zwischen den einzelnen Wirtschaftszweigen
[29]. Als Hauptgrund für die weit über das Wirtschaftswachstum hinausgehende Ausdehnung der Bankgeschäfte wurde von den Kritikern das
Bankgeheimnis bezeichnet. Gerade die für Industriestaaten einzigartige Kombination von Bestimmungen (Nummernkonten, Steuerstrafgesetzgebung) mache die Schweiz als Zufluchtort für fremde Gelder derart attraktiv. Das Argument der Banken, dass die Schweiz in erster Linie wegen ihrer politischen und sozialen Stabilität so anziehend auf ausländisches Kapital wirke, wurde von den Kritikern mit dem Verweis auf den in bezug auf das Bankgeheimnis mit der Schweiz vergleichbaren Libanon zurückgewiesen. Dieses Land hatte ungeachtet seiner politischen Lage bis zu seinem totalen Zusammenbruch im Jahre 1975 als Drehscheibe für internationale Finanzoperationen gedient. Im Zusammenhang mit Bestechungsskandalen wurde die schweizerische Ausgestaltung des Bankgeheimnisses auch vom Ausland her unter Beschuss genommen
[30].
An die Spitze der für die Bankenaufsicht zuständigen Eidg. Bankenkommission trat auf Jahresende alt Ständerat H. Bodenmann für den altershalber zurückgetretenen A. Matter. Bereits im April war dieses Organ durch einen Ausbau des Sekretariats und erweiterte Informationskompetenzen effektiver gestaltet worden
[31]. Ein vom Bundesrat in die Vernehmlassung gegebener Entwurf über die Einführung der Konzessionspflicht für den Devisenhandel zog sich die Kritik der Banken zu. Diese qualifizierten die in Aussicht gestellten Vorschriften als überflüssig, da sie bereits in eigenem Interesse die erforderlichen Sicherheitsmassnahmen gegen riskierte Spekulationen getroffen hätten
[32].
[28] Vgl. SPJ, 1975, S. 76 ; NZZ, 60, 12.3.77 (Abschlüsse). TA, 2, 4.1.77 (Euromarkt). Vgl. auch SNB, Das schweizerische Bankwesen im Jahre 1975, Zürich 1976, H. Escher, « Die Banken im Jahre 1976 », in SKA, Bulletin, 82/1976, Nr. 12, S. 30 ff. und Vat., 230, 2.10.76.
[29] Exportwirtschaft : vgl. oben, Teil I, 2 (Internationale Verflechtung). Banken : NZ, 87, 18.3.76 ; Ldb, 167, 22.7.76 ; H. J. Mast, Finanzplatz Schweiz — Fluch oder Segen ?, Zürich 1977. Zum Einfluss der Bankaktivitäten auf den Wechselkurs vgl. auch W. Linder, in Schweizer Monatshefte, 56, 1976-77, S. 469 f.
[30] Vgl. P. Klauser, « Das schweizerische Bankgeheimnis und seine Tragweite », in Wirtschaft und Recht, 29/1977, Nr. 1. Banken : NZZ, 47, 25.2.77 ; vgl. auch M. Aubert, « Bankgeheimnis ohne Mythos », in Schweizer Monatshefte, 56, 1976-77, S. 887 ff. Zum Steuerstrafgesetz vgl. auch oben, Teil I, 1b (Strafrecht). Auslandskritik : TA, 38, 16.2.76.
[31] Vgl. Gesch.ber., 1976, S. 209 f. ; LNN, 11, 15.1.76 ; TA, 2, 4.1.77 ; wf, Dok., 15-16, 12.4.76.
[32] Vgl. NZZ, 158, 9.7.76 ; TA (ddp), 236, 9.10.76.
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