Année politique Suisse 1978 : Parteien, Verbände und Interessengruppen / Verbände und übrige Interessenorganisationen
 
Landwirtschaft
In der Landwirtschaft spitzte sich der Gegensatz zwischen den traditionellen und den dissidenten Verbänden zu einer Art Kraftprobe zu, die freilich der Opposition höchstens einen Achtungserfolg einbrachte. Der Kampf der Union des producteurs suisses (UPS) und der Bäuerlichen Komitees gegen den neuen Milchwirtschaftsbeschluss, der die einzelbetriebliche Kontingentierung verankerte, vermochte die Landwirte nicht zu überzeugen; diese folgten in ihrer grossen Mehrheit der Ja-Parole des Schweizerischen Bauernverbandes (SBV), im französischen Sprachgebiet allerdings weniger geschlossen als im deutschen [17]. Gerade in der Waadt war nun auch bei Repräsentanten der offiziellen Organisationen Unmut über die Politik des SBV festzustellen, da diese den Einkommensrückstand der Bauern nicht zu beheben vermochte [18], In der deutschen Schweiz gelang jedoch den Dissidenten kein grösserer Einbruch; diese beklagten sich darüber, dass die offizielle Bauernpresse ihnen die Spalten sperre. Die stärker zweisprachige Gestaltung des Organs der UPS bot dafür keinen genügenden Ersatz [19]. Die dissidenten Verbände suchten anderseits Kontakte mit Konsumentenvertretern; sie zeigten deutlich das Bestreben, in den Kreis der von der Verhandlungsdemokratie anerkannten Interessenorganisationen einzudringen [20].
 
[17] Vgl. oben, Teil I, 4c (Milchwirtschaft) sowie SPJ, 1977, S. 89 u. 180 ; ferner Vox, Analysen eidgenössischer Abstimmungen, 3.12.78 sowie Union, 37, 13.12.78.
[18] Waadt: GdL. 67, 21.3.78; Bund 75, 1.4.78; NZZ, 79, 6.4.78; IBZ, 48, 23.11.78.
[19] Bauernpresse: Union, 36, 6.12.78; vgl. Amtl. Bull. NR, 1979, S. 462 f. (Einfache Anfrage Jaeger, Idu, SG). Organ der UPS: Union, 18, 7.6.78.
[20] Kontakte: Union, 24, 30.8.78; 26, 20.9.78; 28, 4.10.78; 36, 6.12.78. Verhandlungsdemokratie: BaZ, 19, 20.1.78; IBZ, 48, 23.11.78; Union, 36, 6.12.78.