Année politique Suisse 1978 : Infrastruktur und Lebensraum / Erhaltung der Umwelt
Natur- und Heimatschutz
Für die Belange des Natur- und Heimatschutzes war im Berichtsjahr in erster Linie die Behandlung des Raumplanungsgesetzes durch die eidgenössischen Räte von Bedeutung. Wir haben darüber an anderer Stelle berichtet
[21]. Der Zerstörung von Alpweiden durch die
Skipistenplanierung konnte immer noch kein Einhalt geboten werden. Nationalrat R. Schatz (fdp, SG) verlangte in einer Motion, dass der Bundesrat, gestützt auf das Bundesgesetz über den Natur- und Heimatschutz, Art. 20 (Schutz seltener Pflanzen), den Bau dieser oft autobahnähnlichen Pisten unterbindet. Die Volkskammer stimmte dem Begehren nur als Postulat zu und folgte damit den Überlegungen der Exekutive, welche vorerst den Kantonen Gelegenheit geben will, das Problem in eigener Kompetenz befriedigend zu lösen. Ob diese allerdings die erforderlichen Massnahmen ergreifen werden, ist fraglich, besteht doch gerade bei den wirtschaftlich schwachen Bergkantonen die Tendenz, touristische Erschliessungsvorhaben höher zu bewerten als die Anliegen des Landschaftsschutzes
[22]. Einmal mehr wurde diese Tendenz durch die Walliser Behörden bestätigt. Diese wiesen die Einsprachen gegen den geplanten Bau des Gebirgsflugplatzes Croix-de-Coeur bei Verbier ab und bewilligten das auch vom Bundesrat kritisierte Projekt eines Drehrestaurants auf dem Jungfraujoch
[23]. Durch die in die Wege geleitete genaue geographische Festlegung der 48 erlaubten Gebirgslandeplätze beabsichtigt das EVED eine Beschränkung des touristischen Zwecken dienenden Helikopterverkehrs in den Alpen
[24]. Die vom Bundesrat im November verabschiedete Verordnung über die Konzessionierung von Luftseilbahnen bezweckt eine restriktivere Bewilligungspraxis. Sie wird es den Behörden unter anderem erlauben, vermehrt die Ansprüche des Landschaftsschutzes und der Raumplanung in Rechnung zu stellen
[25].
In der Waadt behandelte das Parlament das Gesetz zum Schutz der
Weinbaugebiete des Lavaux vor baulichen Veränderungen. Die erforderlichen Verfassungsgrundlagen waren 1977 mit der Annahme der von F. Weber lancierten Volksinitiative «Sauver Lavaux» geschaffen worden. Der Grosse Rat akzeptierte die Vorlage, welche doch recht weitgehende Eingriffe in die Autonomie der Gemeinden dieser Region bringt, nachdem er sie in einigen Punkten abgeschwächt hatte
[26].
[21] Vgl. oben, Teil I, 6c (Raumplanung). Für weitere Bestrebungen zum Schutz der Landschaft vgl. auch oben, Teil I, 3 (Infrastrukturanlagen), 6a (Centrales hydrauliques) und 6b (Routes nationales).
[22] SPJ, 1977, S. 117; Amtl. Bull. NR, 1978, S. 1410 If.
[23] Croix-de-Coeur: SPJ, 1977, S. 118; 24 Heures. 1, 3.1.78; 13, 17.1.78; 172, 21.6.78. Vgl. auch die Behandlung der Petition der Flugplatzgegner im StR (Amtl. BulL StR. 1978, S. 376 R.). Jungfraujoch : 24 Heures, 126, 2.6.78; 144, 23.6.78; Amtl. Bull NR. 1978, S. 433.
[24] Gesch. ber., 1978, S. 275. Vgl. auch LNN, 61, 14.3.78.
[25] AS, 1978, S. 1806 ff. Vgl. auch Gesch.ber., 1978, S.272.
[26] SPJ, 1977, S. 117; 24 Heures, 181, 7.8.78; 285, 7.12.78; 289, 12.12.78; 295, 19.12.78;44, 13.2.79; GdL, 183, 8.8.78.
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