Année politique Suisse 1979 : Parteien, Verbände und Interessengruppen / Parteien
 
Schweizerische Volkspartei
Dié Schweizerische Volkspartei (SVP) hatte schon im Vorjahr ein auf breitere Schichten ausgerichtetes Aktionsprogramm veröffentlicht. Infolge ihres ständigen Wählerschwundes sah sie sich zu besonderen Anstrengungen veranlasst, wollte sie nicht ihren Sitz im Bundesrat gefährden. Dem neuen Anlauf diente auch eine Loslösung des Sekretariats der Landespartei von demjenigen der mächtigen Berner Kantonalpartei. Nach der Wahl von Parteisekretär P. Schmid in die bernische Regierung wurden deshalb die beiden Funktionen getrennt. Der erste Leiter des von bemischen Aufgaben entlasteten Generalsekretariats, M. Friedli, ist zwar auch Berner, doch war er zuvor im Bundeshaus und in einer Zürcher Grossbank tätig [15].
Im Urnengang vom 21. Oktober gewann die SVP relativ wie absolut den grössten Wählerzuwachs unter den Bundesratsparteien. Nach einer Umfrage zu schliessen, vermochte sie von allen vieren am meisten Jungwähler (20-24 jährige) anzuziehen. Bemerkenswert war auch ihre Unterstützung durch Angestellte und Arbeiter; nach der erwähnten Umfrage erreichte sie etwa die Anteile der CVP und übertraf diejenigen der FDP [16]. Dem Freisinn gegenüber betonte sie im Wahlkampf wiederholt die Ausrichtung auf kleinere, mittelständische Existenzen [17]. Einer Belastungsprobe wurde die Partei durch die Vakanz im Bundesrat ausgesetzt, wie bereits in anderem Zusammenhang gezeigt worden ist. Die durch den Doppelvorschlag der Fraktion entlastete Wahl des Bündners Leon Schlumpf brach nicht nur das «Monopol» der Berner Kantonalpartei in der Landesregierung, sondern trug auch den zur Mitte neigenden Kräften Rechnung, galten doch die bündnerischen Demokraten vor ihrem Anschluss an die SVP als eine linksbürgerliche Partei [18].
 
[15] Aktionsprogramm: vgl. SPJ, 1978, S. 174. BR-Sitz: vgl. oben, Teil I, 1c (Regierung). Sekretariat: Bund (sda), 47, 26.2.79; BaZ, 77, 31.3.79. Zu P. Schmid vgl. oben, Teil I, 1e, Anm. 45.
[16] Wählerzuwachs: vgl. oben, Teil I, 1e (Résultat des élections au Conseil national). Umfrage: H.-P. Hertig, Analyse der Nationalratswahlen 1979, Zürich 1980 (Vox-Sondernummer), S. 12.
[17] Vgl. BaZ, 77, 31.3.79; 211, 10.9.79; SVP-Pressedienst, 31, 8.8.79.
[18] Zur BR-Vakanz und -Neuwahl vgl. oben, Teil I, 1c (Regierung). Position Schlumpfs: Zürichsee-Zeitung, 261, 9.11.79; TA, 264, 13.11.79. Vgl. dazu SPJ, 1971. S. 179.