Année politique Suisse 1979 : Allgemeine Chronik / Schweizerische Aussenpolitik / Bilaterale Beziehungen
Heftige Diskussionen entzündeten sich, als die Absicht des EDA bekannt wurde, den Aussenminister der Palästinensischen Befreiungsfront (PLO), Kaddoumi, zu empfangen. Mit Nachdruck trat man auf der linken Seite nicht nur für den Besuch des PLO-Vertreters, sondern auch für die diplomatische Anerkennung der von ihm vertretenen Organisation ein, wobei man sich auf die Bedeutung der PLO auf internationaler Ebene berief; eine solche Bedeutung anerkannte auch die Landesregierung
[19]. Dieses Argument wurde allerdings nicht nur von den pro-israelischen Kreisen, die sich einer Anerkennung der PLO aus prinzipiellen Gründen widersetzten, als nicht eben stichhaltig empfunden. So meinten bürgerliche Ratsmitglieder, eine Durchbrechung des bisherigen Prinzips, wonach nur Staaten anerkannt würden, mache es schwierig, überhaupt noch eine Grenze zu ziehen
[20]. Die Diskussionen um den Besuch Kaddoumis spitzten sich zu, als die Organisationen der Juden in der Schweiz beim Bundesrat eine Petition hinterlegten
[21], besonders aber, als der israelische Aussenminister Dayan, anlässlich einer Tagung der Botschafter seines Landes in Zürich, die PLO als Mörderbande titulierte und sich gegen den Empfang Kaddoumis aussprach
[22]. Allerdings erwies sich Dayans Äusserung als kontraproduktiv, da die Einmischung eines fremden Staates in schweizerische Angelegenheiten auf weitverbreitete Ablehnung stiess. Der Bundesrat hielt denn auch an seiner Absicht, den PLO-Repräsentanten in Bern zu begrüssen, unmissverständlich fest, doch wiederum unterblieb die nun schon seit langem angekündigte Visite, offiziell wegen Terminschwierigkeiten
[23].
[19] TA, 184. 11.8.79 ; für die Haltung des BR vgl. Amtl. Bull. NR, 1979. S. 203 ff. Antwort auf Vorstösse von NR Alder (Idu, BL) und NR Dürrenmatt (Ip, BS).
[23] NZZ, 101, 3.5.79; Vat., 102, 3.5.79.