Année politique Suisse 1979 : Infrastruktur und Lebensraum / Energie
Erdöl und Erdgas
Wie bereits in der Einleitung erwähnt, kam es 1979 zu einer
Teuerungswelle für das Erdöl, die derjenigen von 1973 kaum nachstand. Da sich die Schweiz vorzugsweise auf dem börsenähnlichen «Spot »-Markt in Rotterdam eindeckt, war sie zwar den zum Teil durch Spekulationen verursachten extremen Preisausschlägen besonders ausgesetzt, musste andererseits aber auch keine Versorgungsengpässe erleiden. Der Bundesrat liess sich von den Preissteigerungen — bei den flüssigen Brennstoffen betrugen sie fast 100 % — nicht sonderlich beunruhigen. Im Gegenteil, er erhoffte sich, nicht zu Unrecht, wie die Verbrauchsstatistiken zeigen sollten, von den hohen Preisen eine Förderung des Sparverhaltens der Konsumenten und die Verbesserung der Konkurrenzfähigkeit der übrigen Energieträger. Vorstösse der Nationalräte J. Riesen (sp, FR), F. Jaeger (ldu, SG) und E. Oehler (cvp, SG) sowie der Fraktion der PdA/PSA, die Erdölpreise einer staatlichen Kontrolle zu unterwerfen, drangen nicht durch. Ein Postulat von Ständerat Dillier (cvp, 0W), welches die Erdölpreisentwicklung aus der Berechnung des Teuerungsausgleichs für das Bundespersonal ausklammern wollte, um den erzieherischen Effekt der hohen Preise ungeschmälert wirken zu lassen, ging der Landesregierung aber doch zu weit und wurde nicht überwiesen. Auch mit der wieder aufgebrachten Idee der Gründung einer gemischtwirtschaftlichen Erdölimportgesellschaft konnte sich der Bundesrat nicht befreunden. Er befürchtet, dass damit anstelle unserer jetzigen Abhängigkeit von den Erdölkonzernen eine solche von einzelnen Förderstaaten treten würde
[34]. Da in der Schweiz keine mengenmässigen Versorgungsprobleme auftraten, lehnte die Regierung auch den Erlass von einzelnen Massnahmen zur Energieeinsparung oder gar eine Rationierung ab. Die Mehrheit der Nationalräte war gleicher Meinung und überwies eine energiepolitisch begründete Motion Welter (sp, ZH) für die Reduktion der Höchstgeschwindigkeiten im Strassenverkehr nur als Postulat
[35].
Die Verteuerung der aus Rotterdam eingeführten Erdölfertigprodukte hatte zur Folge, dass die in den letzten Jahren mit grossen wirtschaftlichen Schwierigkeiten kämpfende Raffinerie Collombey (VS) wieder besser ausgelastet war
[36]. Trotz der im In- und Ausland geäusserten Bedenken wegen einer eventuellen Gefährdung des Trinkwassers wurde das Projekt der Errichtung eines unterirdischen Erdöltanklagers im Fels des Calanda (GR) mit der Aufnahme von Sondierbohrungen weiter vorangetrieben
[37].
Das Erdgas, dessen Abgabepreis während des ganzen Jahres stabil gehalten werden konnte, hat von der durch die Preisentwicklung beim Erdöl ausgelösten Substitution relativ am meisten profitiert. Vertreter der Gaswirtschaft versicherten, dass sich auch in Zukunft die Teuerung beim Erdgas bedeutend langsamer entwickeln werde als bei den Erdölprodukten. Da der Anteil der Fixkosten für Anlagen beim Gas höher sei, reagiere dessen Preis weniger extrem auf Verknappungserscheinungen. Zudem sei er wegen der branchenspezifischen Bevorzugung langfristiger Verträge auch kaum den aus spekulativen Einflüssen herrührenden Schwankungen ausgesetzt
[38].
[34] NZZ, 125, 7.6.79; Amtl. Bull. NR, 1979, S. 416 ff., 885 und 1145 ff.; Amtl. Bull. StR, 1979, S. 428 ff. Vgl. zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der Erdölpreise auch «Wirtschaftliches Wachstum im Engpass», in Mitteilungen des Delegierten. für Konjunkturfragen, 35/1979, S. 17 ff.
[35] Amtl. Bull. NR, 1979, S. 1324 f. und 1336 f.; BaZ, 152, 3.7.79. Vgl. auch SPJ, 1973, S. 85, ferner zu diesem Thema auch T. Wenger, Krisenmanagement bei Versorgungsausfällen von flüssigen Brenn- und Treibstollen, Diessenhofen 1979.
[36] TA, 258, 6.11.79. Siehe ebenfalls SPJ, 1978, S. 97.
[37] BaZ, 13, 16.1.79 ; NZZ, 137, 16.6.79; 290. 12.12.79 ; TA, 244, 20.10.79. Vgl. auch SPJ, 1978, S. 97.
[38] NZZ, 171, 2,5.7.79; Plan, 26/1979, Nr. 4, S. 18 ff.
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