Année politique Suisse 1981 : Parteien, Verbände und Interessengruppen / Parteien
 
Landesring der Unabhängigen
Wenn der Landesring der Unabhängigen (LdU) weiter an Wählergunst einbüsste, so mag dies einerseits damit zusammenhängen, dass er — in seinem Selbstverständnis eine Wählerbewegung — zwischen den sich verstärkenden Polen nicht mehr genug eigenes Profil entwickeln kann. Die kantonal unterschiedlichen Wahlergebnisse deuten aber auch darauf hin, dass keine einheitliche sozialliberale Linie besteht [26].
Eine Vertreterin des progressiven und «grünen» St. Galler Standesrings übte harte Kritik am bürgerlichen Kurs des LdU, der nichts mehr mit den Ideen des Programms von 1974 zu tun habe, und löste damit eine heftige Debatte in der Parteizeitung aus. In der Folge wurde auch ein an die schweizerische Parteispitze gerichtetes St. Galler Memorandum veröffentlicht, in dein die Verfilzung von LdU-Politikern mit einer Konkordanz-Exekutive und einer Wirtschaftsmacht als Grund der Wählerverluste bezeichnet wird [27]. Die in erster Linie auf den Zürcher LdU gemünzten Angriffe parierte dieser mit einem eigenen Papier zur Standortbestimmung. Daraufhin wurden beide Papiere als Grundlage für ein Schwerpunktprogramm gutgeheissen, und am Landestag in Davos demonstrierte man nach aussen wieder weitgehende Einigkeit. Der Antrag der St. Galler auf Rückzug der Initiative gegen das SRG-Monopol fand unter den Delegierten zwar keine Mehrheit, doch zeigte sich gegen Ende des Jahres, dass die Partei zuwenig Kräfte für ihr Begehren mobilisieren konnte, so dass die Initiative nicht zustande kam und als Petition eingereicht werden musste [28].
 
[26] SGT, 69, 24.3.81 (Interview mit Parteipräsident W. Biel). Vgl. oben Teil I, 1e (Elections cantonales).
[27] Ring, 2-4, 13.3.-11.5.81; SGT, 71, 26.3.81. Vgl. SPJ, 1974, 5.174.
[28] Ww, 20, 13.5.81; Presse vom 18.5.81; Ring, 5, 9.6.81; TA, 136, 16.6.81 (Interview mit F. Jaeger vom «grünen» LdU St. Gallen und H. Ramseier vom «blauen» LdU Zürich). Vgl. auch NZZ, 199, 29.8.81. Nichtzustandekommen der SRG-Initiative: TA, 277, 28.11.81. Vgl. auch oben, TeilI, 8c (Radio und Fernsehen).