Année politique Suisse 1981 : Parteien, Verbände und Interessengruppen / Verbände und übrige Interessenorganisationen
Landwirtschaft
Um sich als umfassende Interessenvertretung der Landwirtschaft zu behaupten, bemühte sich der
Schweizerische Bauernverband (SBV) um eine stärkere Berücksichtigung der Anliegen der Klein- und Bergbauern. Drohte doch bereits ein Sprecher der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für die Bergbevölkerung (SAB) mit dem Weg in die Dissidenz
[18]. So legte ein neues programmatisches Arbeitspapier des SBV, das an die Stelle der agrarpolitischen Richtlinien von 1959 trat, vermehrtes Gewicht auf die Erhaltung der kleineren Betriebe. Ausserdem wurde die 1980 gegründete Vereinigung zum Schutz der kleinen und mittleren Bauern (
VKMB) als Sektion in den Verband aufgenommen. Beide Schritte führten an der Delegiertenversammlung zu lebhaften Diskussionen. Radikale Forderungen wie Differenzierung der Preise (nach Menge und Produktionsbedingungen) oder Unterstützung der Stadt-Land-Initiative gegen die Bodenspekulation drangen allerdings nicht durch. Die VKMB gewann mit ihrem Anschluss an den SBV bessere Voraussetzungen für die Mitgliederwerbung; sie will sich aber innerhalb des Dachverbandes — wie die SAB — weiter für ihre besonderen Postulate einsetzen
[19].
Der
Union des producteurs suisses (UPS) blieb die Anerkennung als gleichberechtigte landwirtschaftliche Gespächspartnerin der Behörden versagt. Nach einem Generationenwechsel in ihrer Leitung kündigte sie einen verschärften Oppositionskurs an : Unterstützung der Stadt-Land-Initiative gegen die Bodenspekulation, Widerstand gegen die Milchkontingentierung, Aufbau von landwirtschaftlichen Gegenmärkten und Zusammenarbeit mit «freien Bauernsyndikaten» der Nachbarländer
[20].
[18] NR Nef (fdp, SG), Vizepräsident der SAB, in einer Radiosendung (TW, 45, 24.2.81).
[19] Arbeitspapier: «Gesunder Bauernstand und leistungsfähige Landwirtschaft», in LID, Dokumentationsdienst, 191, 10.2.82. VKMB: vgl. SPJ, 1980, S. 200; Vat., 276, 27.11.81; TW, 302, 28.12.81. Delegiertenversammlung: Bund, 276, 25.11.81; IBZ, 49, 3.12.81. Vgl. auch TA, 200, 31.8.81; Ww, 47, 18.11.81; Woche, 11, 20.11.81 ; LNN, 273, 24.11.81 sowie oben, Teil I, 4c (Agrarpolitik).
[20] Gesprächspartnerin: vgl. Schreiben des EVD in Union, 5, 11.2.81 sowie SPJ, 1980, S. 200. Generationenwechsel: 24 Heures, 39, 17.2.81; Union, 7, 18.2.81; TLM, 52, 21.2.81. M. Chatagny übernahm das Präsidium von P. Tombez. Oppositionskurs: Union, 9, 4.3.81.
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