Année politique Suisse 1981 : Wirtschaft / Geld, Währung und Kredit / Geld- und Währungspolitik
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Geldpolitik
Ursprünglich hatte die Nationalbank für 1981 eine leichte Expansion der Geldmenge angestrebt. Die neuerdings als monetäre Richtgrösse dienende bereinigte Notenbankgeldmenge sollte um 4% anwachsen. Wie im Vorjahr wurde diese Zielvorgabe sehr pragmatisch und flexibel gehandhabt. Der gegenüber dem Dollar sinkende Wert des Frankens, welcher zu einer Verteuerung wichtiger Importgüter führte, und der Preisauftrieb im Inland veranlassten die Behörden zu einer restriktiveren Gangart. Die bereinigte Notenbankgeldmenge wies im Jahresdurchschnitt einen Rückgang um 0,5% auf. Der Aussenwertverlust des Frankens und die Inflationsbeschleunigung konnten mit dieser Politik zum Anhalten gebracht werden; gleichzeitig wurde auch der wechselkurs- und zinskostenbegünstigte Konjunkturboom abgebremst. Diese ohne grössere negative Begleiterscheinungen wie Beschäftigungseinbrüche erzielten Erfolge bei der Teuerungsbekämpfung waren wohl hauptverantwortlich, dass die vom Bundesrat befürwortete Beschränkung der Konjunkturpolitik auf die Geldmengensteuerung in Fachkreisen unangefochten blieb. Selbst die Rufe bestimmter Politiker nach Wiedereinführung einer allgemeinen Preisüberwachung wurden gegen Jahresende, als sich die Teuerungsrate der Konsumentenpreise von 7,5% (September) auf 6,6% (Dezember) zurückbildete, merklich leiser.
Die wachsende Zinsdifferenz zwischen Sicht- und Termineinlagen bewirkte eine kontroverse Entwicklung der Geldmengenaggregate M1 und M2. Infolge des Abflusses von Sichteinlagen zu besser rentierenden Anlageformen bildete sich M1 im Jahresmittel um 3,6% zurück, während M2 um durchschnittlich 12,9% zunahm.
Für das Jahr 1982 entschloss sich die Nationalbank einen etwas weniger restriktiven Kurs zu steuern. Mit der angestrebten Expansion der bereinigten Notenbankgeldmenge um 3% soll zwar einerseits die Inflationsbekämpfung weitergeführt, anderseits aber die Konjunkturabschwächung nicht von der monetären Politik her verschärft werden [2].
 
[2] SNB, Geschäftsbericht, 74/1981, S. 7 f. und 22 ff. Zur Wirtschaftslage und -entwicklung und insbesondere zur Forderung nach einer Preisüberwachung vgl. oben, Teil I, 4a (Konjunkturlage, Konjunkturpolitik). Allgemein zur Geldmengenpolitik siehe auch B. Gerber, «Geldpolitik und Zinsentwicklung», in Wirtschaftspolitische Mitteilungen, 37/1981, Nr. 4. Vgl. im weitern G. Schmid, «Rechtliche Ausgestaltung und politische Bedeutung der Schweizerischen Nationalbank», in Zeitschrift für schweiz. Recht, 100/1981, I, S. 385 ff. Siehe im weitern SPJ, 1980, S. 61 ff. Zu dem 1981 erstmals verwendeten Begriff der bereinigten Notenbankgeldmenge siehe Beilage zu Monatsbericht der Schweizerischen Nationalbank, Nr. 2, Februar 1982.