Année politique Suisse 1982 : Parteien, Verbände und Interessengruppen / Verbände und übrige Interessenorganisationen
 
Landwirtschaft
Mit der Bestätigung des «Neuen agrarpolitischen Kurses» von 1981 bekräftigte die Spitzenorganisation der Landwirtschaft [20] ihre Absicht, den Bestrebungen zur Erhaltung möglichst vieler bäuerlicher Familienbetriebe vermehrt Rechnung zu tragen. Wie der Direktor des Schweizerischen Bauernverbandes, R. Juri, einschränkend bemerkte, wird jedoch bei den entsprechenden Förderungsmassnahmen nicht einfach auf die Betriebsgrösse abgestellt werden können. Ausschlaggebender ist die auf Familienangehörige konzentrierte Arbeitskräftestruktur und das Kriterium der unmittelbaren Bodenbewirtschaftung. Zu- und Nebenerwerbsbetriebe sind ebenfalls einzuschliessen und ausserdem bei der Investitionsförderung gezielter zu berücksichtigen [21].
Trotz diesen Bemühungen verhielt sich das jüngste Mitglied des SBV, die Vereinigung zum Schutz der kleinen und mittleren Bauern, jenem gegenüber weiterhin ausgesprochen kritisch. Neben Tadel an der Zusammensetzung der Organe des SBV forderten die Sprecher der Vereinigung namentlich auch ein entschlosseneres Eintreten für die Futtermittelinitiative. Im Mittelpunkt steht jedoch nach wie vor das Postulat einer Differenzierung der Produkte- und Produktionsmittelpreise [22]. An einem internationalen Kleinbauernseminar wurde nicht nur auf Selbsthilfemassnahmen aufmerksam gemacht (z. B. Produktionsverarbeitung auf dem Betrieb, Direktabsatz, Übergang zum biologischen Anbau), sondern ebenfalls mit den Vorbereitungen zur Gründung einer europäischen Kleinbauernvereinigung begonnen [23].
Wie gewohnt vor allem eigene Wege gehen will die dissidente Union des producteurs suisses (UPS), deren Sprecher auch die ihr nahestehenden Bäuerlichen Komitees jenseits der Saane als allzu «autoritätsgläubig» einschätzte, um an den Kampfaktionen der UPS Gefallen zu finden [24].
 
[20] Zur Verbandsgeschichte eines Mitgliedes des SBV vgl. T. Stocker, Geschichte des Zentralverbandes schweizerischer Milchproduzenten, Bern 1982.
[21] Presse vom 17.11.82. Vgl. SPJ, 1981, S. 85 und 210 sowie oben, Teil I, 4c (Agrarpolitik).
[22] BaZ, 44, 22.2.82; 168, 22.7.82; NZZ, 167, 22.7.82. Zur Futtermittelinitiative vgl. oben, Teil I, 4c (Tierische Produktion).
[23] NZZ, 37, 15.2.82; Vat., 37, 15.2.82.
[24] F. Garbely, «Die grüne Faust », in TAM, 12, 27.3.82. Siehe auch JdG, 94, 24.4.82 und 24 Heures, 152, 3.7.82. Vgl. auch oben, Teil I, 4c (Tierische Produktion).