Année politique Suisse 1982 : Grundlagen der Staatsordnung / Wahlen
Erneuerungswahlen für den Ständerat
In mehreren Kantonen fanden Erneuerungswahlen für den Ständerat statt. Das herausragende Ergebnis dieser Neubestellungen bildete die Nichtbestätigung des amtierenden Ständeratspräsidenten durch die
Obwaldner Landsgemeinde. Der abgewählte Christlichdemokrat, J. Dillier, war in seinem Heimatkanton als distanzierter Politiker bekannt, der im Vorfeld der Wahl auch wegen privater Rechtsstreitigkeiten zunehmend Diskussionsstoff geliefert hatte
[1]. Sein Sturz stellte offensichtlich für die dortige Bevölkerung keine so grosse Überraschung dar wie anderswo
[2]. Der Beweis dafür, dass es sich bei dieser Wegwahl mehr um eine Abrechnung mit der Person als um eine parteipolitische Angelegenheit gehandelt hatte, wurde darin erblickt, dass die Christlichdemokraten ihre Position bei der Neubesetzung des verwaisten Ständeratssitzes zu verteidigen vermochten. Nachdem Dillier bereits kurz nach dem negativen Entscheid seinen Verzicht auf eine Wiederkandidatur bekannt gegeben hatte, wurde sein Parteikollege, Regierungsrat W. Hophan, an der ausserordentlichen Landsgemeinde dem freisinnigen Herausforderer deutlich vorgezogen
[3]. Die übrigen Erneuerungswahlen brachten nicht nur keine parteipolitischen, sondern auch keine personellen Veränderungen in der Zusammensetzung der Kleinen Kammer. Während die bisherigen Amtsinhaber in
Graubünden,
Nidwalden und
Zug nirgends ernsthaft bestritten waren
[4], sorgte im Kanton
Glarus die Sprengkandidatur einer Sozialdemokratin immerhin für eine wesentliche Belebung des Wahlgeschehens
[5].
[1] Zum Verlust an Sympathie scheint namentlich auch ein Ehrverletzungsprozess des Abgeordneten gegen eine kritische Leserbriefschreiberin beigetragen zu haben; vgl. BZ, 62, 16.3.82; LNN, 62, 16.3.82; 66, 20.3.82; 82, 8.4.82; Ww,15, 14.4.82.
[2] Wahl vom 25.4.: LNN, 92, 22.4.82; Presse vom 26. und 27.4.82; BaZ, 98, 28.4.82; Woche, 17, 30.4.82. Obwohl niemand gegen Dillier kandidierte, votierten im dritten Wahlgang 840 Stimmbürger bei gegen 300 Enthaltungen für ihn, 906 jedoch dagegen. Zu den Reaktionen auf die Nichtwiederwahl vgl. auch oben, Teil I, 1a (Direkte Demokratie). Zur Neubesetzung des vakanten Ständeratspräsidiums vgl. oben, Teil I, 1c (Parlament).
[3] Wahl vom 12.9.: LNN, 112, 30.4.82 (Verzicht Dilliers); 206, 6.9.82; 211, 11.9.82; 212, 13.9.82; Vat., 202, 1.9.82; 206, 6.9.82; 212, 13.9.82; 213, 14.9.82; Woche, 36, 9.9.82.
[4] GR (Wahlen vom 7.3.): Vat., 47, 26.2.82; NZZ, 51, 3.3.82; 55, 8.3.82; wiedergewählt wurden die beiden Christlichdemokraten L. M. Cavelty und U. Gadient. NW (Wahlen vom 25.4.): TA, 95, 26.4.82; Vat., 95, 26.4.8:; von der Landsgemeinde für eine weitere Amtsperiode bestätigt wurde N. Zumbühl (cvp). ZG (Wahlen vorn 14.11.): LNN, 258, 6.11.82; Vat., 265, 15.11.82; wiedergewählt wurden M. Kündig (cvp) und O. Andermatt (fdp).
[5] Wahlen vom 7.3.: NZZ, 19, 25.1.82; 53, 5.3.82; 55, 8.3.82 ; SGT, 51, 3.3.82; TA, 53, 5.3.82. Erneuert wurden die Mandate von P. Hefti (fdp) und H. Meier (cvp).
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