Année politique Suisse 1982 : Wirtschaft / Geld, Währung und Kredit / Geld und Währung
print
Geldpolitik
Die Nationalbank hielt auch im Berichtsjahr an ihrer Leitidee fest, dass eine bescheidene, aber regelmässige Expansion der Geldmenge die beste Voraussetzung für ein inflationsarmes Wachstum der Wirtschaft bildet. Das für 1982 angestrebte Ziel einer Ausweitung der bereinigten Notenbankgeldmenge um 3% wurde mit 2,6% nahezu erreicht. Die im Vergleich zu 1981 (— 0,5%) etwas weniger restriktive Gangart war angesichts der auftauchenden wirtschaftlichen Probleme nicht unerwünscht. Begünstigt wurde die auf Stabilität ausgerichtete Geldmengenpolitik durch das Ausbleiben ernsthafter währungspolitischer Turbulenzen. Die Nationalbank unternahm eine Diversifizierung ihres Wertschriftenportefeuilles. Dies soll ihr ermöglichen, in Zukunft vermehrt die Eignung der sogenannten Offenmarktpolitik (Kauf und Verkauf von langfristigen Schuldverschreibungen) zur Steuerung der monetären Masse zu erproben. Die sinkenden Geldmarktzinsen führten zu einem Versiegen des starken Zuflusses zu Terminanlagen. Die Geldmengenaggregate M1 und M2 entwickelten sich deshalb mit jahresdurchschnittlichen Zuwachsraten von 3,7% resp. 4% wesentlich ausgewogener als früher. Die Nationalbank beschloss im Einvernehmen mit dem Bundesrat auch 1983 an ihrer Strategie festzuhalten und eine Ausweitung der bereinigten Notenbankgeldmenge um 3% anzuvisieren [1].
Eine politische Auseinandersetzung bahnt sich zum Thema der Verwendung der Nationalbankgewinne an. Nach gültiger Regelung wird nur ein geringer Betrag in Form von Dividenden und Zuweisungen an Bund und Kantone ausgeschüttet. Der Grossteil allfälliger Überschüsse (1982 über 2 Mia Fr.) wird hingegen zur Aufnung von Reserven für die Abdeckung von Verlustrisiken, die vor allem im Währungsbereich bestehen, verwendet. Verschiedentlich wurde nun gefordert, dass die Nationalbank mit ihren Gewinnen einen Beitrag zur Verminderung des Bundeshaushaltsdefizits leisten solle. Die Währungsbehörden lehnten dieses Ansinnen mit Nachdruck ab. Ihr Hauptargument war dabei nicht einmal die Gefahr einer inflationär wirkenden Geldmengenausweitung, als vielmehr die Befürchtung, mit derartigen Unterstützungszahlungen die finanzpolitische Ausgabendisziplin zu sabotieren [2].
 
[1] SNB, Geschäftsbericht, 75/1982, S. 7 f. und 24 ff. Zur Nationalbankpolitik vgl. auch das Referat von F. Leutwiler, Präsident des Direktoriums an der Generalversammlung der Schweizerischen Nationalbank vcm 30.4.1982, Beilage zum Monatsbericht der Schweizerischen Nationalbank, Nr.4, April 1982; P. Languetin, «75 Jahre Nationalbank: Verletzliche Autonomie», in wf, Dok., 28-29, 12.7.82, sowie die Jubiläumsschrift 75 Jahre Schweizerische Nationalbank, Zürich 1982. Wertschriftenportefeuille: SNB, Geschäftsbericht, 75/l9i',2, S. 30 und 45. Zur Wirtschaftspolitik im allgemeinen und der Inflationsrate im speziellen siehe oben, Teil I, 4a (Konjunkturlage und Konjunkturpolitik).
[2] BaZ, 3, 5.1.82; 278, 27.11.82; 301, 24.12.82; Vat., 290, 15.12.82; siehe auch F. Leutwiler im oben zitierten Vortrag. Im Nationalrat sind diesbezüglich zwei Motionen eingereicht worden: Schmid (sp, SG) verlangt eine präzisere Regelung der Gewinnermittlung, die LdU-EVP-Fraktion fordert eine zusätzliche Gewinnablieferang an den Bund (Verhandl. B. vers., 1982, V, S. 29 resp. 69).