Année politique Suisse 1982 : Infrastruktur und Lebensraum / Erhaltung der Umwelt
 
Natur- und Heimatschutz
Der Natur- und Heimatschutz konnte im Berichtsjahr namentlich bei den Bestrebungen zur Erhaltung der sich noch in natürlichem Zustand befindenden See- und Flussufer einige Erfolge erzielen. So vereinbarten die Regierungen Freiburgs und der Waadt mit dem Schweizerischen Naturschutzbund ein Konzept für die Rettung der ausgedehnten Schilfgebiete am südwestlichen Ufer des Neuenburgersees (La Grande Cariçaie) [17]. Im Kanton Bern hiessen die Stimmbürger eine sozialdemokratische Initiative für die freie Zugänglichkeit der See- und Flussufer gut. Diese bringt neben dem Wegrecht für die Öffentlichkeit auch einen Schutz vor weiteren Überbauungen und sieht Massnahmen zur Erhaltung von natürlich gebliebenen Zonen vor [18].
Ausserst umstritten sind die Pläne des EMD, im Gebiet der Hochmoore von Rothenthurm (SZ) einen Waffenplatz zu errichten. Da wir an anderer Stelle ausführlich auf diese Kontroverse eingehen, beschränken wir uns hier auf die in diesem Zusammenhang eingereichte kantonale Volksinitiative zum Schutz gefährdeter Landschaften. Eher unerwarteterweise gelang es einem auf Anregung von Franz Weber gebildeten Komitee auch ohne die Unterstützung institutionalisierter Parteien und Organisationen, die erforderlichen Unterschriften zu sammeln. Vorgeschlagen wird praktisch ein Bauverbot für nichtlandwirtschaftliche Bauten ausserhalb bestehender Siedlungen. Damit sind neben dem Waffenplatz auch weitere geplante Anlagen (Richtstrahlantenne auf dem Höhronnen, Hotelbauten in Morschach und auf dem Rigi usw.) anvisiert [19].
Im Kanton Zug verabschiedete die Legislative ein neues Gesetz zur Erhaltung und Pflege von Naturschutzgebieten. In Genf und Schaffhausen stimmten die Parlamente Revisionen der Natur- und Heimatschutzgesetze zu [20]. In Basel wehrt sich der Heimatschutzverein mit einer Volksinitiative gegen die Ersetzung einer aus dem vorigen Jahrhundert stammenden Rheinbrücke durch eine moderne Betonkonstruktion. Nach seiner Ansicht soll die ursprüngliche, in der Zwischenzeit aber veränderte Eisenfachwerkkonstruktion wieder hergestellt werden [21].
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H.H.
 
[17] NZZ, 80, 6.4.82 ; 24 Heures, 137, 16.6.82; vgl. auch SPJ, 1981, S. 120. Für die ursprünglich in diesem Gebiet projektierte Autobahn N1 soll nach Ansicht der Kommission Biel ein anderes Trasse gefunden werden (siehe oben, Teil I, 6b, Strassenbau).
[18] Bund, 124, 1.6.82; 129, 7.6.82; 228, 30.9.82. Sowohl die Initiative wie auch der Gegenvorschlag fanden Zustimmung; die Mehrheit bei der Initiative fiel mit 137 126 Ja: 93 891 Nein aber deutlicher aus; vgl. auch SPJ, 1981, S. 120. Auf eidgenössischer Ebene ist die Lancierung einer Volksinitiative zum Schutz der letzten natürlichen Fliessgewässer geplant (vgl. oben, Teil I, 6a, Wasserkraftwerke). Zu vermerken ist auch die Kritik der Naturschützer an der im Kanton Zürich projektierten Verbauung der Thur (siehe TAM, 48, 4.12.82).
[19] Siehe oben, Teil I, 3 (Infrastrukturanlagen); BaZ, 183, 9.8.82; 214, 14.9.82; Vat., 210, 10.9.82; 246, 22.10.82; 302, 30.12.82.
[20] Zug: Vat., 113, 17.5.82; 150, 2.7.82; 204, 3.9.82; SPJ, 1981, S. 120. Genf: Suisse, 24, 24.1.82. Schaffhausen: AT, 281, 1.12.82.
[21] BaZ, 121, 27.5.82; 245, 20.10.82.