Année politique Suisse 1983 : Parteien, Verbände und Interessengruppen / Verbände und übrige Interessenorganisationen
 
Landwirtschaft
In der Landwirtschaft sah sich die traditionelle Standesorganisation, der Schweizerischen Bauernverband (SBV), einer neuen Herausforderung von kleinbäuerlicher Seite gegenüber. Die 1980 gegründete und 1981 in den SBV aufgenommene Schweizerische Vereinigung zum Schutze der kleinen und mittleren Bauern (VKMB) lancierte im Bunde mit dem Grossverteiler Denner ein Volksbegehren, das den Agrarprotektionismus auf einen engeren Kreis von Nutzniessern beschränken will; dadurch sollen die kleineren Betriebe mit überwiegend standortgebundener Futterbasis gestärkt werden. Mit der ausschliesslichen Ausrichtung auf den selbständigen Familienbetrieb (Nichtberücksichtigung von Genossenschafts- und Schulbetrieben) und mit ihrem autoritären Dirigismus (Vollzug durch Verordnungen des Bundesrates), weist die Initiative konservative Elemente auf; dies mag dazu beigetragen haben, dass sie wohl bei der Nationalen Aktion und der Evangelischen Volkspartei, nicht aber in linken Kreisen Unterstützung fand. Abseits hielten sich auch die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Bergbevölkerung (SAB) und die Union des producteurs suisses (UPS), vor allem wegen der Verbindung mit Denner; die UPS setzte im übrigen ihre unkonventionellen Aktionen fort [21].
Der SBV anerkannte wohl die Zielsetzung der Kleinbauerninitiative, verwarf diese aber als untaugliches Mittel und rügte ausserdem die «unheilige Allianz» der VKMB mit dem Grossdetailhandel. Er verwies die Kleinbauern auf die laufende Revision des Landwirtschaftsgesetzes, zu deren Gunsten der ihm nahestehende Milchproduzentenverband auch seine Initiative für eine strengere Futtermittelbewirtschaftung preisgegeben hatte [22]. Distanz von einem konservativen Bauerntum bekundete im weitern SBV-Präsident P. Gerber durch sein Desinteresse an der Anti-Sommerzeit-Initiative der Zürcher SVP [23].
 
[21] Initiative der VKMB: TA, 31.8.83 ; LNN, 7.9.83 ; vgl. oben, Teil I, 4c (Tierische Produktion). Zur VKMB vgl. SPJ, 1980, S. 200; 1981, S. 210). UPS: vgl. oben, Teil I, 4c (Tierische Produktion), ferner D. Härry / A. Ladner, Opposition in der Bauernschaft: Die Union des producteurs suisses (UPS), Zürich 1983.
[22] Presse vom 16.11.83; vgl. auch oben, Teil I, 4c (Tierische Produktion).
[23] Der SBV-Präsident stellte fest, die Kühe hätten sich als anpassungsfähig erwiesen, so dass bäuerlicherseits die Sommerzeit kein dringliches Problem mehr sei (Bund, 28.3.83; vgl. SPJ, 1982, S. 98).