Année politique Suisse 1984 : Parteien, Verbände und Interessengruppen / Verbände und übrige Interessenorganisationen
Landwirtschaft
Die Spitzenorganisation der Landwirtschaft zeigte sich sowohl mit dem wirtschaftlichen als auch mit dem politischen Verlauf des Berichtsjahres grösstenteils zufrieden. In einer ersten Stellungnahme zu dem im Spätherbst veröffentlichten 6. Landwirtschaftsbericht des Bundesrates konstatierte der Leitende Ausschuss des
Schweizerischen Bauernverbandes (SBV) in weiten Bereichen eine Übereinstimmung seiner Position bezüglich der Prinzipien und Ziele der zukünftigen Landwirtschaftspolitik mit derjenigen der Landesregierung. Heftige Kritik äusserte er hingegen an der im Bericht feststellbaren Tendenz, die Bedeutung des Paritätslohnvergleichs als Massstab für die Einkommenspolitik zu relativieren
[11]. Die weiter fortschreitende Überbauung von landwirtschaftlich nutzbarem Land veranlasste den SBV zu Eingaben an die für Raumplanung bzwl Landwirtschaft zuständigen Bundesräte. Darin wird angeregt, die Bestimmungen des Raumplanungsgesetzes über die Fruchtfolgeflächen sowie über die Richtplanung der Kantone auf Verordnungsebene vermehrt auf das Ziel der Erhaltung von Kulturland auszurichten
[12].
Die Vereinigung zum Schutz der kleinen und mittleren Bauern (
VKMB) dokumentierte ihre oppositionelle Haltung zur Politik des SBV mit einer grundsätzlichen Kritik am 6. Landwirtschaftsbericht des Bundesrates. Die darin angekündigte und Vom SBV unterstützte Politik zielt ihrer Meinung nach darauf hin, nur den grossen Betrieben eine Überlebenschance einzuräumen. Trotz dem geringen Mass von Übereinstimmung mit dem SBV lehnte die Hauptversammlung der VKMB jedoch Schritte in Richtung aufeinen Austritt aus diesem ab. Hingegen möchte die bisher in der Deutschschweiz verankerte Bewegung ihre Aktivitäten in Zukunft auch auf die Westschweiz ausdehnen. Bei diesem Unterfangen hofft sie nicht zuletzt davon zu profitieren, dass die dissidente
Union des producteurs suisses (UPS) viel von ihrer früheren Anziehungskraft verloren hat. Deren wirtschaftspolitischer Kurs, der seit der Übernahme des Präsidiums durch M. Chatagny im Jahre 1981 eine vermehrte Zusammenarbeit mit Umweltschutz-, Konsumenten- und Drittwelt-Organisationen anstrebte, war von seiten der Waadtländer Sektion stark angefochten. Der Mitgliederschwund der letzten zehn Jahre von 6000 auf 2500 (die VKMB zählt etwa gleich viel) konfrontierte die UPS ferner mit finanziellen Problemen. An ihrem Kongress in Yverdon sprachen sich die Delegierten jedoch grossmehrheitlich für die Weiterexistenz der UPS aus; das Sekretariat musste hingegen stark eingeschränkt werden
[13].
[11] SBV, Jahresbericht, 87/1984, S. 31 ff. sowie NZZ, 14.11.84 (Delegiertenversammlung des SBV). Vgl. auch oben, Teil I, 4c (Agrarpolitik).
[12] SBV, Jahresbericht, 87/1984, S. 41 f.; LNN, 10.2.84. Vgl. auch oben, Teil I, 6c (Raumplanung).
[13] 6. Landwirtschaftsbericht: Gnueg Heu dune!, 1984, Nr. 7, S. 2 f und 5 ff. VKMB: Vr, 23.1.84; TA, 20.8.84; 21.8.84; vgl. ferner die an der Universität Zürich entstandene Untersuchung von A. Ernst, Die VKMB — eine Organisation der Neuorientierung in der Landwirtschaft, publiziert als Sondernummer des Verbandsorgans Gnueg Heu dune!, April 1985 sowie SPJ, 1983, S. 227. UPS: Union, 14, 8.8.84; 15, 5.9.84; 16, 3;10.84; LM, 2.9.84; 30.9.84; BZ, 9.10.84; Stadt und Land, 4/1984, Nr. 4; vgl. auch den Aufsatz in H.P. Kriesi, Bewegung in der Schweizer Politik, Frankfurt a. M. 1985, S. 59 ff. Im Gegensatz zur VKMB würdigte die UPS den 6. Landwirtschaftsbericht vorwiegend positiv (Union, 18, 5.12.84). Vgl. auch oben, Teil I, 4c (Agrarpolitik).
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