Année politique Suisse 1984 : Allgemeine Chronik / Landesverteidigung / Landesverteidigung und Gesellschaft
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Zivilschutz
Ausserparlamentarisch machte sich ein latenter Widerstand gegen den Zivilschutz bemerkbar. Im Gefolge des amerikanischen Spielfilmes «The Day After» mehrten sich kritische Einwände gegen das Zivilverteidigungskonzept. Zwei Lausanner Professoren traten mit furchterregenden Berechnungen über die Auswirkungen von Atomkriegen im In- und Ausland, die auch durch Zivilschutzanstrengungen nicht verhindert werden könnten, an die Öffentlichkeit. Um gegen die durch den Schutzgedanken verstellte Optik zu protestieren, verweigerte der Filmemacher A. J. Seiler zum dritten Male einen Zivilschutzkurs; das Gericht büsste ihn mit einer unbedingten Haftstrafe von 10 Tagen. Auf eine zunehmende Verweigerungstendenz deutet ferner die rasch steigende Zahl von Verstössen gegen das Zivilschutzgesetz hin [9]. Die Verteidigung des Zivilschutzes übernahmen Spitzenvertreter aus Militär und Politik. Bundesrat R. Friedrich machte die Verminderung der Erpressbarkeit des Landes durch die Drohung mit einem konventionell oder mit chemischen Waffen geführten Krieg geltend. Das Bundesamt für Zivilschutz seinerseits produzierte mehrere Filme, um der Skepsis entgegenwirken und für die Aufgaben des Zivilschutzes zu werben [10].
 
[9] TA, 4.5.84; 25.6.84; 2.10.84; Ww, 40, 4.10.84. Freigesprochen wurde dagegen der Zivilschutzverweigerer und Berner POCH-Stadtrat P. Eichenberger, der im Radio den Zivilschutz in ähnlicher Weise kritisiert hatte (TA, 30.6.84). Verweigerungstendenz: AT, 22.8.84; TA, 10.11.84; Friedenszeitung, 38, Okt. 1984.
[10] Bund, 23.3.84; SZ, 2.4.84; ASMZ, 150/1984, S. 53 f.