Année politique Suisse 1984 : Wirtschaft / Geld, Währung und Kredit / Geld und Währung
Der Devisenmarkt war auch 1984 durch den Höhenflug der amerikanischen Währung gekennzeichnet. Der durch das hohe reale Zinsniveau in den USA induzierte Kapitalfluss liess den Dollar gegenüber dem Schweizerfranken, jedoch auch gegenüber allen andern nationalen Währungen (mit Ausnahme Japans) relativ kontinuierlich weiter ansteigen. Nach einer kurzen Beruhigungsphase im Frühjahr stieg der Dollarkurs bis Ende Jahr auf Fr. 2.597, was zugleich einen seit 1976 nicht mehr erreichten Höchstwert bedeutete. Im. Mittel lag die amerikanische Währung gegenüber dem Franken um 11,8% über dem Vorjahreswert. Eine ähnlich ausgeprägte Aufwärtsentwicklung kennzeichnete den japanischen Yen. Nur von geringfügiger Natur waren hingegen die Wertveränderungen des Frankens in bezug auf die übrigen Währungen. Die für den Aussenhandel besonders wichtige Deutsche Mark gewann im Jahresdurchschnitt leicht an Wért (+ 0,4%), während die Währungen Frankreichs, Italiens und Grossbritanniens ähnlich kleine Einbussen erlitten. Der nominale exportgewichtete Wechselkursindex lag 1984 im Mittel um 2,2% tiefer als im Vorjahr. Da die Teuerung in der Schweiz kleiner ausfiel als in den meisten andern Staaten, bildete sich der reale exportgewichtete Wechselkursindex noch etwas deutlicher zurück (– 3,3 %). Im Gegensatz zum Vorjahr — als es galt, die Deutsche Mark zu stützen — verzichtete diesmal die Nationalbank auf Aktionen am Devisenmarkt zur Kurspflege. Derartige Interventionen hätten wohl, abgesehen von einer Gefährdung der Ziele der Geldmengenpolitik, auch wenig Wirkung gezeigt: die Gründe für die gegenwärtige Stärke des Dollars sind gemäss allgemeiner Einschätzung in den USA selbst, und nicht auf den Devisenmärkten zu suchen. Die früher als in den andern Industrieländern erholte Konjunktur sowie das hohe Staatshaushaltsdefizit bei gleichzeitig restriktiver Geldmengenpolitik haben im internationalen Vergleich hohe Realzinsen zur Folge, was zu einer besonderen Attraktivität von Dollaranlagen führt. Da sich der Dollaranstieg einerseits fir die schweizerische Exportwirtschaft und das Tourismusgewerbe positiv auswirkte und sich andererseits infolge sinkender Rohstoffnotierungen (auf Dollarbasis) der Anstieg der Preise für Importgüter in relativ engen Grenzen hielt, blieb das abwartende Verhalten der Währungsbehörde auch politisch unbestritten
[4].
Nachdem das Parlament im Vorjahr einen entsprechenden Bundesbeschluss gutgeheissen hatte,
trat die Schweiz am 10. April den Allgemeinen Kreditvereinbarungen des Internationalen Währungsfonds, dem sogenannten Zehnerclub, als Vollmitglied bei. In einem Bundesratsbeschluss regelte die Landesregierung die Modalitäten der Teilnahme, wobei insbesondere die Kompetenzabgrenzung zwischen der Nationalbank und dem Finanzdepartement im Vordergrund stand
[5]. Namentlich von Bankenvertretern wurde postuliert, dass die Schweiz nun auch möglichst rasch dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank als vollberechtigtes Mitglied beitreten sollte. Der Bundesrat hatte 1982 diesem Schritt in einem Grundsatzentscheid zwar zugestimmt, stufte ihn allerdings in seinen Regierungsrichtlinien lediglich in die 2. Priorität ein. Dies bedeu tet, dass das Parlament kaum in der laufenden Legislaturperiode darüber befinden wird
[6].
Um der Schweiz weiterhin die Beteiligung an internationalen Massnahmen zur Verhütung oder Behebung ernsthafter Störungen der Stabilität des Währungssystems zu gestatten, beschloss der Nationalrat auf Antrag des Bundesrates die Verlängerung des entsprechenden Bundesbeschlusses aus dem Jahre 1975 für eine.weitere Zehnjahresperiode. Da derartige Aktionen in neuerer Zeit allerdings vermehrt über die Allgemeinen Kreditvereinbarungen finanziert werden, konnte gleichzeitig der maximale Verpflichtungsrahmen um die Hälfte auf 1 Mia Fr. reduziert werden
[7].
[4] SNB, Geschäftsbericht, 77/1984, S. 7 und 26 f.; SNB, Monatsbericht, 1985, Nr. 4, S. 34 ff.; vgl. ebenfalls F. Leutwiler, Die internationale Währungslage aus der Sicht der Schweiz, St. Gallen 1984 sowie NZZ, 3.10.84 (M. Lusser). Zu den Auswirkungen des Dollaranstiegs auf die Wirtschaft siehe oben, Teil I, 4a (Konjunkturlage) sowie TA, 22.9.84. Zur Währungspolitik und zu deren Zusammenhänge mit der Geldmengenpolitik vgl. ferner E.W. Heri, «Geldpolitik bei flexiblen Wechselkursen», in Wirtschaft und Recht, 36/1984, S. 73 ff. sowie J.-P. Béguelin, «Quelques réflexions sur le système monétaire international», in Revue économique et sociale, 42/1984, S. 119 ff.
[5] AS, 1984, S. 845 ff. ; BBl, 1984, II, S. 1160 f.; SPJ , 1983, S. 75 und 82 f. ; NZZ, 13.4.84; vgl. auch SNB, Geschäftsbericht, 77/1984, S. 34 sowie oben, Teil I, 2 (Institutions multilatérales). Trotz des Beitritts der Schweiz als elftes Mitglied wurde in der Umgangssprache der Begriff «Zehnerklub» beibehalten..
[6] F. Lütolf, «Soll die Schweiz den Bretton-Woods-Instituten beitreten?», in SBV, Der Monat, November 1984, S. 14 f. Siehe ebenfalls B. Hürni, «Der Beitritt der Schweiz zu den Institutionen von Bretton Woods: Wirtschaftliche Aspekte», in Schweiz. Zeitschrift für Volkswirtschaft und Statistik, 120/1984, S. 123 ff. Bundesrat: SPJ, 1982, S. 36 ; BBl, 1984, I, S. 200 f. und II, S. 1332 ff. ; zur Bedeutung der Regierungsrichtlinien vgl. oben, Teil I, 1c (Regierung). Kritisch zu einem allfälligen Beitritt äusserte sich demgegenüber die Gruppe «Informationsdienst 3.Welt» in der von ihr herausgegeben Publikation IWF und Dritte Welt, Bern 1984.
[7] BBl, I984, II, S. 1486 ff.; Amtl. Bull NR, 1984, S. 1769 f. Vgl. auch SPJ, 1975, S. 73.
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