Année politique Suisse 1985 : Grundlagen der Staatsordnung / Wahlen / Kantonalen Wahlen
Im Kanton Aargau wurde zuerst die Regierung gewählt. Nach dem Rücktritt des beim linken SP-Flügel umstrittenen Sozialdemokraten Louis Lang kam die seit 1973 anerkannte «Zauberformel» (2 SP, 1 FDP, 1 CVP, 1 SVP) ins Wanken
[2]: Die FDP meldete ihren Anspruch auf den 1965 verlorenen zweiten Regierungssitz an und portierte den Badener Stadtammann und Grossratspräsidenten Victor Rickenbach. Darauf schickten auch die CVP und der Landesring einen Kandidaten ins Rennen, während die SP versuchte, mit der engagierten Umweltschützerin und AKW-Gegnerin Ursula Mauch ihren zweiten Regierungssitz zu verteidigen. Im ersten Wahlgang wurden die vier bisherigen Regierungsräte wiedergewählt, wobei Rickenbach das absolute Mehr nur sehr knapp verfehlte. Er wurde in der zweiten Runde mit fast doppelt so vielen Stimmen wie Mauch gewählt
[3]. Die Wahlniederlage der Sozialdemokraten wiederholte sich bei den zwei Wochen später stattfindenden Grossratswahlen: Die SP büsste 7 Mandate ein und fiel auch wähleranteilmässig hinter die FDP und die CVP zurück. Erstmals seit 60 Jahren rückte dagegen die FDP wieder zur stärksten Grossratsfraktion auf, während die übrigen bisher im Grossen Rat vertretenen Parteien (CVP, SVP, EVP und LdU) geringe Verluste hinnehmen mussten. Einen überraschenden Erfolg erzielten die erstmals kandidierenden alternativen Grünen, die mit 5 Mandaten gleich Fraktionsstärke erreichten
[4]. In Baden eroberte die «Alternative Liste für Umweltschutz und Arbeitsplätze», welche der Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP) nahesteht, ein Mandat; dagegen ging die nur im Fricktal kandidierende POCH leer aus. Die Nationale Aktion/Republikanische Bewegung kehrte nach dem Wahldebakel von 1981, als ihre zehnköpfige Fraktion abgewählt worden war, wieder mit 3 Abgeordneten ins Kantonsparlament zurück. Der Anteil der gewählten Frauen stieg von 14% (1981) auf 16%
[5].
[2] Eine erneute Kandidatur Langs wäre von den Bürgerlichen unterstützt worden, hätte aber die SP einer Zerreissprobe ausgesetzt (AT, 17.8.84; BaZ, 17.8.84; 21.8.84).
[3] Wahlen vom 20.1. und 24.2.1985. Wahlkampf: AT, 4.9.84; 8.11.84; 10.11.84; 1.12.84; 25.1.85; BaZ, 18.10.84; 15.1.85; 14.2.85. Resultate: AT, 21.1.85; 25.2.85.
[4] Um nur eine einzige Listenstimme verpassten die Grünen ein sechstes Mandat (AT, 12.3.85 ; 15.3.85). Eine Verstärkung der «grünen Tendenz» konnten auch die Aargauer Umweltschutzorganisationen konstatieren : Von den 71 empfohlenen Kandidierenden aus fast allen Parteien wurden 47 gewählt, darunter 91neue (AT, 28.2.85; Vr, 9.4.85).
[5] Wahlen vom 10.3.1985. Wahlkampf: AT, 19.2.85; 28.2.85; 6.3.85; BaZ, 5.3.85. Resultate: AT, 11.3.85; 12.3.85; 20.3.85.