Année politique Suisse 1985 : Infrastruktur und Lebensraum / Verkehr und Kommunikation
PTT
Die Finanzrechnung der PTT schloss 1985 zum zehnten aufeinanderfolgenden Mal mit einem Überschuss ab, der mit
360 Mio Fr. den budgetierten
Unternehmensgewinn von 256 Mio Fr. deutlich übertraf. Davon konnten 170 Mio Fr. (20 Mio Fr. mehr als vorgesehen) an die Bundeskasse abgeliefert werden und je 95 Mio Fr. der Ausgleichs- und der allgemeinen Finanzreserve zufliessen. Neben dem Nachfragezuwachs nach PTT-Dienstleistungen (+4,1 %) trug auch eine strenge Kosten- und Ausgabenkontrolle zu diesem Resultat bei. Allerdings bestand weiterhin ein Ungleichgewicht zwischen den defizitären Post- und den rentablen Fernmeldediensten. Durch tarifpolitische Strukturmassnahmen wollen die PTT nun die Verzerrungen in der Mischrechnung schrittweise abbauen. In diesem Sinne senkten sie die Tarife im Ausland-Fernmeldeverkehr auf Februar 1986
[31]. Den PTT-Voranschlag 1986, der mit einem Gewinn von 316 Mio Fr. rechnet, hiess das Parlament gut und bewilligte auch die beantragten 757 zusätzlichen Stellen. Die vorberatenden Finanzkommissionen hatten demgegenüber nur die zur Kompensation der Arbeitszeitverkürzung benötigten 359 neuen Stellen gewähren wollen, eine weitere Personalaufstockung dagegen abgelehnt und die PTT aufgefordert, den zu erwartenden Verkehrszuwachs vollumfänglich durch Rationalisierung und Effizienzsteigerung zu bewältigen
[32]. Einstimmig genehmigten die eidgenössischen Räte die am 19. Weltpostkongress 1984 unterzeichneten Urkunden. Eine Folge dieser Beschlüsse ist die Erhöhung der von den PTT-Betrieben an die ausländischen Postverwaltungen zu entrichtenden Entschädigungen um rund 50%. Die PTT setzten deshalb die Auslandposttaxen auf Januar 1986 je nach Sendungsart um 15-50% herauf
[33].
Eine Studienkommission unter der Leitung des EVED
überarbeitete den Vorentwurf der PTT zu einem neuen Fernmeldegesetz (FMG). Als wichtigsten Punkt sieht dieser vor, dass die Fernmeldenetze weiterhin dem Monopol unterstellt bleiben, während der Markt im Bereich der Endgeräte (Telefon- und Telexgeräte) sowie Hauszentralen schrittweise geöffnet werden soll
[34]. Nach dem Scheitern der schweizerischen Eigenentwicklung eines integrierten Fernmeldesystems (IFS) wollen die PTT mit dem Aufbau des auf Glasfasertechnologie beruhenden «IFS-Swissnet» wieder zur Weltspitze der Telekommunikation vorstossen. Für dieses Netz, das bis 1988 die grösseren Städte verbinden wird, ist mit Investitionen von 1,3 Mia Fr. zu rechnen. Das «IFS-Swissnet» ist die Vorstufe des vollautomatischen digitalen dienstintegrierten Telekommunikationssystems, das weltweit unter der Formel ISDN (Integrated service digital network) bekannt ist und vielfältige und neuartige Dienste von der Sprache über das bewegte Bild bis zum Datenaustausch tarifgünstig und über einen einzigen Teilnehmeranschluss erlaubt
[35].
[31] NZZ, 21.2.86; Bund, 25.4.86; wf, Dok., 22, 2.6.86; Die Volkswirtschaft, 59/1986, S. 131; PTT, Geschäftsbericht 1985, Bern 1986; siehe auch Bund, 17.12.85 (Mischrechnung). Zur PTT-Rechnung 1984 siehe BBl, 1985, II, S. 315 und 518; Amtl. Bull. NR, 1985, S. 1216 ff.; Amtl. Bull. StR, 1985, S. 266 f. Vgl. auch PTT, Statistisches Jahrbuch 1985, Bern 1986 sowie SPJ, 1984, S. 114.
[32] Amtl. Bull. NR, 1985, S. 2046 ff.; Amtl. Bull. StR, 1985, S. 655 ff. ; BBl, 1986, I, S. 93 f. ; Presse vom 6. und 13.12.85. Die PTT beschlossen, wegen der Arbeitszeitverkürzung beim Bundespersonal auf Juni 1986 in der ganzen Schweiz die Einmalpostzustellung (mit Nachvertragen der Tageszeitungen am Nachmittag) einzuführen, wodurch 515 sonst zusätzlich benötigte Stellen gespart werden können (NZZ, 4.10.85).
[33] BBl, 1985, I, S. 1001; Amtl. Bull NR, 1985, S. 1451; Amtl. Bull. StR, 1985, S. 268 f. ; AS, 1985, S. 2048 ff.; NZZ, 30.4.85; 24.9.85.
[34] LM, 6.5.85; TA, 7.5.85; Presse vom 2.7.85; siehe allgemein auch NZZ, 9.4.85; 25.4.85; Ww, 25, 20.6.85.
[35] Presse vom 26.4.85 ; TW, 4.5.85; NZZ, 26.6.85; Verwaltung und Organisation, 39/1985, S. 338 ff. ; vgl. SPJ, 1983, S. 117 f. Als erste Glasfaserkabel-Verbindung zwischen zwei Schweizer Städten konnte die Kabelanlage zwischen Bern und Neuenburg dem Betrieb übergeben werden (Bund, 12.7.85).
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