Année politique Suisse 1985 : Bildung, Kultur und Medien / Medien
Presse
Bemühungen um eine
staatliche Förderung der Presse kamen auch 1985 nicht vom Fleck, weil die Behandlung einer entsprechenden Vorlage im Nationalrat erneut verschoben wurde. Die zuständige Kommission hatte zuvor einen Rückkommensantrag abgelehnt und an ihrer Version von 1983 festgehalten. Der Präsident des Schweizerischen Verbandes der Zeitungs- und Zeitschriftenverleger bekräftigte seine ablehnende Haltung, weil die Pressevielfalt weder durch staatliche Interventionen entstanden sei noch auf diesem Wege erhalten werden könne. Von einem Presseförderungsartikel könnte namentlich die SP-Presse profitieren, die sich weiterhin in Schwierigkeiten befindet: Der «Schwyzer Demokrat» trat seine Verlagsrechte an die March Anzeiger AG ab und erschien gegen Ende des Jahres nur noch einmal pro Woche; die «Thurgauer AZ», die ab Januar 1985 nur noch als Wochenmagazin («taz») herausgegeben wurde, stellte ihr Erscheinen im August ein, und eine Spendenkampagne von «Freier Aargauer/Volksrecht» erreichte gerade das absolute Minimum, um die Zeitung weiterführen zu können. Aber auch das christlichsoziale Parteiblatt «Walliser Volksfreund» musste sein Erscheinen wegen sinkender Abonnenten- und Inseratezahlen auf eine Ausgabe pro Woche reduzieren; die Verlagsrechte wurden zudem an den Konkurrenzverlag des «Walliser Boten» verkauft
[3].
Zwei bekanntere Titel der sogenannten
Alternativpresse verschwanden dagegen ganz. Nach dreieinhalb Jahren stellte «Die Region», die das Gebiet der Zentralschweiz abdeckte, ihr Erscheinen ein, weil ein selbsttragender Abonnentenbestand nicht erreicht werden konnte. Aus finanziellen Gründen scheiterte auch das selbstverwaltete Alternativmagazin «Tell», das 1979 aus der Fusion von «Focus» und «Leserzeitung» hervorgegangen war und während den Zürcher Jugendunruhen seine beste Zeit hatte
[4].
Bei den grösseren Tageszeitungen erregte der erneute Chefredaktorenwechsel bei der «Berner Zeitung» (BZ) Aufsehen. Urs P. Gasche, der mit seinem Kurs mehr neue Leser in städtischen Gebieten gewonnen, den Bedürfnissen ländlicher Kreise aber offenbar weniger entsprochen hatte, schied Ende Februar überraschend, aber in gegenseitigem Einverständnis aus. Nach einem Interregnum wurde im Oktober der bisherige NZZ-Redaktor Ronald Roggen zum neuen Chefredaktor berufen. Der verschiedentlich befürchtete Kurswechsel des Blattes wurde jedoch in Abrede gestellt; die BZ soll eine pluralistische Forumszeitung bleiben
[5].
[3] Presseförderung: NZZ, 29.3.85; 28.9.85; 13.12.85; 16.12.85; TA, 1.4.85; BZ, 18.12.85; vgl. SPJ, 1984, S. 168. SP-Presse: Vr, 26.4.85 ; 21.6.85 ; 16.8.85 ; 23.8.85 ; AT, 27.4.85 ;16.8.85 ;LNN, 25.5.85 ; TA, 24.6.85 ; 5.7.85 ; BaZ, 27.7.85; NZZ, 23.8.85; SGT, 31.8.85; Vat., 9.11.85; 18.11.85; vgl. SPJ. 1984, S. 168. «Walliser Volksfreund»: AT, 1.7.85; Bund, 19.7.85; Suisse, 19.7.85.
[4] «Die Region»: LNN, 22.1.85; 1.3.85; 2.3.85; BZ, 27.2.85; Vat., 27.2.85; 1.3.85; SGT, 9.3.85; TA, 18.3.85. «Tell»: Presse vom 5.6.85; vgl. SPJ, 1979, S. 166.
[5] TA, 2.2.85; 27.2.85; Bund, 5.2.85; 13.2.85; 20.2.85; 27.2.85; 25.10.85; Vat., 5.2.85; Presse vom 12.2.85; TW, 13.2.85; 1.3.85; Ww, 8, 21.2.85; BaZ, 26.10.85; vgl. SPJ, 1982, S. 159.
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