Année politique Suisse 1986 : Grundlagen der Staatsordnung / Politische Grundfragen und Nationalbewusstsein
 
Nationalbewusstsein
Die Vorbereitungen für die nationale Jubiläumsveranstaltung CH 91 wurden zielstrebig vorangetrieben. Am Jahresende waren ausser Luzern und Jura alle Kantone der Stiftung beigetreten, die sich mit der Organisation und Koordination der vielfältigen Aktivitäten befasste. Die fünf zentralschweizerischen Stände, in denen die «Kernereignisse» zu den verschiedenen Themenbereichen stattfinden sollten, hatten ihre Grobkonzepte mit Kostenschätzungen vorgelegt. Der Bundesrat hatte R. Vögeli, Vizedirektor des BIGA, zu seinem Delegierten für die CH 91 ernannt ; in vielen Bundesämtern wurden Vorschläge für eine Beteiligung entwickelt. Das Schwergewicht der Vorbereitungen konzentrierte sich auf die Innerschweiz, obwohl man weiterhin auch an «landesweiten Ereignissen» mit anderen Schauplätzen arbeitete. Die ganze Planung wurde bewusst offen gehalten, was vieles im Vagen hielt und der Popularisierung des Unternehmens nicht nur förderlich war. Für die Finanzierung überband man grundsätzlich die Verantwortung den Trägern der einzelnen Projekte, zur Realisierung unterstützungswürdiger Initiativen sollten die Mittel durch Sonderaktionen (Lotterie, Sondermarkenverkauf u.a.m.) aufgebracht werden. Von seiten des Bundes stellte man die Übernahme der eigentlichen Jubiläumsfeier in Schwyz und eine Defizitgarantie in Aussicht. Auch die Spitzenverbände der Wirtschaft (Bankiers, Vorort, Arbeitgeber und Gewerbe) sagten ihren Beitritt zur Stiftung zu, machten ihn aber noch vom Ausgang der für April 1987 vorgesehenen Volksabstimmungen in den fünf hauptbeteiligten Kantonen abhängig. Die erwartete beträchtliche Verkehrszunahme in der Innerschweiz gedachte man durch ein grossangelegtes Informationsprogramm und durch ein zusätzliches Angebot von Verbindungen und «Park and ride»-Einrichtungen auf die öffentlichen Verkehrsmittel und die privaten Carbetriebe umzuleiten [16].
Nach wie vor machten sich aber Kritik und Widerstände gegen das nationale Grossunternehmen geltend. Die Aussicht auf nie gekannte Besuchermassen erzeugte in der innerschweizerischen Bevölkerung ein Unbehagen, das in Lachen, einer der beiden schwyzerischen Standortgemeinden, zur Verwerfung eines Planungskredits führte. Zum Kolossalen neigende Vorhaben in Nidwalden verletzten das Stilempfinden des Schweizerischen Werkbundes. Und Uri sah sich vom EMD bedrängt, das im Rahmen des dort angesiedelten Themenbereichs «Freiheit und Ordnung» eine professionell gestaltete Schau über die Gesamtverteidigung aufziehen wollte [17].
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P.G.
 
[16] Vorbereitungsstand gegen Jahresende: LNN, 3.12.86; 18.12.86; NZZ, 3.12.86; Vat., 3.12.86; SHZ, 49, 4.12.86; BaZ, 27.12.86; SZ, 29.12.86; vgl. SPJ, 1985, S. 12 f. Verkehr: Presse vom 16.10.86. Vgl. auch A. Nydegger, «Auf dem Weg zur CH 91 », in Schweizer Monatshefte, 66/1986, S. 367 ff.
[17] Unbehagen : Ww, 31, 31.7.86. Lachen : Vat., 29.4.86 ;11.7.86 ; 4.9.86. Nidwalden : Vat., 25.11.86 ; 5.12.86. Uri: Vat., 21.10.86; TA, 22.10.86; WoZ, 49, 5.12.86. Vgl. auch B. Stricker, «CH-91: Ökologisch noch verantwortbar? », in VCS-Zeitung, 1986, Nr. 2, S. 7 ff. Am 26.4.1987 wurden die erforderlichen Kredite in SZ, UR und ZG an der Urne und in NW und OW an der Landsgemeinde verworfen (Presse vom 27.4.87).