Année politique Suisse 1986 : Grundlagen der Staatsordnung / Wahlen / Kantonale Wahlen
print
Freiburg
Bei den Grossratswahlen im Kanton Freiburg gewann die CVP 3 Sitze und konnte damit ihre Vormachtstellung konsolidieren. Zweitstärkste Partei bleibt die SP (– 1). Die Freisinnigen mussten eine weitere Schwächung ihrer Position in Kauf nehmen und büssten 2 Mandate ein. Die Fraktion der Christlichsozialen verminderte sich um einen Sitz auf 11, diejenige der SVP verstärkte sich von 9 auf 10 Abgeordnete. Mit 14 Parlamentarierinnen (10,8%) wurden zwei Frauen mehr gewählt als 1981 [11]. Auch bei den Wahlen für die siebenköpfige Exekutive bestätigte sich das Erstarken der CVP. In der Absicht, der Wählerschaft eine Auswahl zu bieten, war sie mit 5 Kandidierenden, darunter einer Frau angetreten. Im ersten Wahlgang, bei dem niemand das absolute Mehr erreichte, konnten sich die fünf Christlichdemokraten zusammen mit den beiden bisherigen Sozialdemokraten klar vor den übrigen Kandidaten plazieren. Angesichts des schlechten Abschneidens des zweiten FDP-Bewerbers, der den Sitz des zurückgetretenen Baudirektors Ferdinand Masset verteidigte, hätte die CVP durchaus die Chance gehabt, die 1981 verlorene absolute Mehrheit in der Regierung wieder an sich zu bringen. Sie bekräftigte aber den Beschluss auf Selbstbescheidung und schickte nur noch die drei Bestplazierten in den zweiten Wahlgang. Dabei blieb der parteiintern umstrittene bisherige Justizdirektor Rémi Brodard auf der Strecke. Während die Wahl der Kandidierenden von CVP und SP nun als sicher galt, interessierte vor allem das Duell zwischen dem zweiten FDP-Bewerber und dem SVP-Herausforderer Raphaël Rimaz, der den 1981 verlorenen SVP-Regierungssitz schliesslich zurückeroberte. Seine Wahl verdankte der im ersten Wahlgang noch weit abgeschlagene Rimaz nicht zuletzt der Unterstützung durch Grüne, die sich für den ökologisch engagierten Politiker aussprachen. Schlagzeilen machte aber namentlich die Wahl von Roselyne Crausaz (cvp), der ersten Westschweizer Staatsrätin [12].
 
[11] Wahlen vom 16.11.1986 (Presse vom 17.-19.11.86). Wahlkampf: Lib., 21.10.86; 28.10.86; 8.11.86. Während die Grüne Partei auf eine Teilnahme an den Wahlen verzichtet hatte, schaffte die erstmals kandidierende alternative Liste «Umweltschutz und Solidarität» den Einzug in den Grossen Rat nicht.
[12] Wahlen vom 16.11. und 7.12.1986 (Presse vom 17.11.86; 8. und 9.12.86). Wahlkampf: Lib., 3.-6.9.86; 7.10.86; 10.11.86; 20:22.11.86; 2.12.86; TA, 15.11.86; Presse vom 22.11.86; NZZ, 1.12.86. Einen Achtungserfolg erzielte der Mundartdichter und Gründer der Deutschfreiburger Partei, Franz Aebischer, der mit seiner Kandidatur eine öffentliche Erörterung der Sprachenfrage im Kanton Freiburg auslösen wollte (Lib., 12.9.86; NZZ, 10.11.86; siehe auch TA, 10.7.86).