Année politique Suisse 1986 : Grundlagen der Staatsordnung / Wahlen / Kantonale Wahlen
Auch in Obwalden, wo die Parlamentswahlen erstmals im Proporzverfahren durchgeführt wurden, bröckelte die Vorherrschaft der CVP ab. Dank dem Zuzug von zwei Parteiunabhängigen stellt die CVP-Fraktion aber weiterhin die absolute Mehrheit im Kantonsrat. Die Liberalen (FDP), die sich für die Einführung des Proporzes stark gemacht hatten, konnten die erhofften Sitzgewinne nicht erzielen, sondern büssten sogar 2 Mandate ein. Zu den Gewinnern zählten dagegen die von der CVP auf kantonaler Ebene getrennten Christlichsozialen (CSP, + 2) sowie verschiedene kleine Gruppierungen. Ökologisch ausgerichtete Wählergruppen erzielten insgesamt 4 Sitze. Mit neu 4 Parlamentarierinnen konnten die Frauen ihren Anteil von 5,8% (1982) auf 7,7% steigern
[21]. Den Wahlkampf um die Teilerneuerung des Regierungsrates dominierte die Obwaldner Steueraffäre
[22]. Neben dem demissionierenden Finanzdirektor Willy Hophan (cvp) kam auch der parteilose Justizdirektor Hans Hess, dem Interessenkollisionen zwischen seiner Amts- und Anwaltstätigkeit vorgeworfen wurden, ins Schussfeuer der Kritik. An der Landsgemeinde hatte ein Antrag auf Abwahl jedoch keine Chance. Die Bestätigung von Hess mit überwältigendem Mehr wurde nicht zuletzt als Reaktion auf die als unangemessen empfundene Intervention des Eidgenössischen Finanzdepartements in die laufende Untersuchung gewertet. Die Liberalen konnten mit Toni Röthlin den 1973 an die CVP verlorenen zweiten Regierungssitz zurückgewinnen. Damit verloren die Christlichdemokraten die absolute Mehrheit in der Regierung. Von den drei Anwärtern auf ihre vakanten Sitze brachte die CVP nur den unbestrittenen Adalbert Durrer durch. Als weiterer Christlichdemokrat wurde Peter Rohrer gewählt, der von den Bauern portiert worden war
[23].
[21] Wahlen vom 16.3.1986 (Presse vom 17. und 18.3.86). Wahlkampf: Vat., 12.2.86; LNN, 14.2.86. Die Wahlbeteiligung, die sich vor Einführung der Proporzwahl bei 50% eingependelt hatte, stieg auf 58,8% an. Die «Grünen» verpassten das für eine Fraktionsbildung notwendige fünfte Mandat nur um wenige Stimmen (siehe auch LNN, 31.5.86; Vat., 4.7.86).
[22] Siehe oben, Ständeratswahlen. Rücktritte: Beat Amgarten, Hans Heini Gasser und Willy Hophan, alle cvp (Vat., 23.9.85; 17.10.85; 29.1.86).
[23] Wahlen an der Landsgemeinde vom 27.4.1986 (Presse vom 28.4.86; siehe auch oben, Anm. 3). Wahlkampf: LNN und Vat., 29.1.86; 10.4.86; 14.4.86; 18.4.86; Presse vom 3., 4. und 24.4.86.
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