Année politique Suisse 1987 : Parteien, Verbände und Interessengruppen / Parteien / Das Parteiensystem
Trotz der wahltaktischen Vorsicht, mit der sich die Regierungsparteien zu begegnen suchten, blieben Misstöne auch dieses Jahr nicht aus. So wurden zwar an den traditionellen "Von-Wattenwil-Gesprächen" heikle Themen ausgespart und auf das nächste Jahr verschoben, doch musste sich die SP erneut eine bürgerliche Machtdemonstration gefallen lassen, indem die Bundesversammlung anstelle der offiziellen SP-Kandidatin einen CVP-Gegenkandidaten als Ersatzrichter ans eidgenössische Versicherungsgericht wählte. In der ersten Empörung erwogen die Sozialdemokraten darauf, die formellen interfraktionellen Gespräche mit den übrigen Bundesratsparteien zu boykottieren, doch liessen sie es schliesslich bei verbalen Protesten bewenden
[6].
Im Zuge der schlechten Wahlprognosen für die SVP kamen Spekulationen über deren künftige Regierungswürdigkeit auf. Insbesondere in grünen Kreisen wurden im Zusammenhang mit übersteigerten Erfolgserwartungen schon Hoffnungen auf die Besetzung des durch den Rücktritt von Bundesrat Schlumpf frei werdenden Sessels laut. Aus dem Regierungslager wurde hingegen immer wieder betont, dass sich die Zauberformel nun schon seit 28 Jahren bewährt habe und man deshalb nicht bereits wegen eines einzigen Ausschlags in der Wählergunst von ihr abweichen wolle
[7].
[6] NZZ, 9.9. und 18.1 1.87 (Parteiengespräche); Amtl. Bull. NR, 1987, S. 572 f.; Presse vom 12.3. und 18.3.87; BaZ und SZ, 14.3.87 (Wahl von M. Kurmann anstelle von Susanne Leuzinger-Naef als Ersatzrichter am eidg. Versicherungsgericht); vgl. auch SPJ, 1983, S. 21 ff. und 218; 1984, S. 213 ff.
[7] Zur Zauberformel vgl. oben, Teil I, 1c (Regierung). Zur Konkordanz vgl. auch Lit. Klöti / Risi sowie NZZ, 24.9.87.
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