Année politique Suisse 1987 : Parteien, Verbände und Interessengruppen / Parteien / Grüne und links-grüne Gruppierungen
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Grüne Bündnis der Schweiz
Das Grüne Bündnis der Schweiz (GBS), teilweise aus einer Offnung kantonaler Sektionen der Progressiven Organisationen der Schweiz (POCH) hervorgegangen, trat als Zusammenschluss links-alternativer, parteiloser und der äusseren Linken (SAP, PdA) nahestehender Leute auf, wobei die Verbindungen zu der sich in Auflösung begriffenen POCH am engsten waren. Wegen des recht breiten politischen Spektrums konnten sich die unter verschiedenen Namen auftretenden Sektionen aber nur auf ein minimales gemeinsames Wahlprogramm einigen. Dieses beinhaltete neben den Forderungen zum Umweltschutz feministische Anliegen und verlangte ein solidarisches Verhalten gegenüber Ausländern und der Dritten Welt. Die POCH suchten vor den Wahlen eine Offnung zu grünen Kräften, jedoch ohne die eigene Identität aufzugeben, indem sie sich für die Bildung einer grossen grünen Fraktion im Nationalrat aussprachen. Darüber hinaus regten sie auch an, eine parteiübergreifende Arbeitsgemeinschaft zu bilden, welche die dringendsten ökologischen Anliegen in der Energie-, Verkehrs- und Bodenpolitik hätte vorantreiben sollen. Ein am POCH-Kongress vorgelegtes programmatisches Manifest wurde hingegen weder diskutiert noch verabschiedet, sondern lediglich zur Kenntnis genommen, da die Parteimitglieder mit der Frage einer möglichen Umwandlung der POCH-Sektionen in links-grüne Parteien beschäftigt waren.
Im Kanton Luzern hatte diese Öffnung bei den Wahlen im Frühjahr zu beachtlichen Gewinnen geführt, so dass das GB hier sogar die SP überflügelte und seither die drittstärkste Fraktion im Parlament bildet. Das GBS und die POCH traten in Basel-Stadt, Basel-Land und in Zürich mit gemeinsamen Listen zu den Nationalratswahlen an und verteidigten beziehungsweise gewannen (BL) in diesen Kantonen je einen Sitz. Einen weiteren errang das GBS im Kanton Aargau, wo die ihm angeschlossene Grüne Liste eine Listenverbindung mit der SP eingegangen war. Im Kanton Bern verlor dagegen die POCH, die sich hier ebenfalls zu einem Grünen Bündnis geöffnet hatte, ihren Nationalratssitz. Die Weigerung des Aargauers H. Thür, mit dem Genfer PdA-Vertreter in einer Fraktion zu sitzen, der Anschluss W. Carobbios (psa, TI) an die SP-Fraktion und die oben erwähnte Absage der GPS verhinderten schliesslich auch die Bildung einer links-grünen Fraktion beziehungsweise den Anschluss der GBS-Abordnung an die Grüne Fraktion. Während das Grüne Bündnis nicht nur in Luzern, sondern auch in den Kantonen Aargau, St. Gallen und Graubünden mangels Konkurrenz durch die GPS eine recht starke Stellung erhielt, wurde die Zukunft der POCH auch innerhalb der Partei selbst pessimistisch eingeschätzt; die seit 1971 existierende Parteizeitung musste Ende des Jahres aufgegeben werden [31].
 
[31] GBS: Presse vom 15.9.87 und PZ, 17.9.87 (Kandidaturen und Programm). POCH: BaZ, 22.5.87; Presse vom 25.5.87; PZ, 28.5.87 (grüne Fraktion, Kongress). Zur Fraktionsbildung vgl. vorhergehende Anmerkung. Zukunft der POCH: PZ, 11.6., 30.7., 22.10. und 29.10.87; TA, 4.11.87. Poch-Zeitung: PZ, 29.10.87; Presse vom 30.10.87; WoZ, 30.10.87. Siehe auch oben, Teil I, 1e (Eidg. Wahlen: Listenverbindungen; Resultate für den NR sowie Kantonale und kommunale Wahlen) und 8c (Presse). Vgl. auch Lit. "Aus-Wahlbuch".