Année politique Suisse 1987 : Grundlagen der Staatsordnung / Politische Grundfragen und Nationalbewusstsein / Nationalbewusstsein
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"CH 91 "
Konsternation hinterliessen Ende April bei den Promotoren der "CH 91" die in den Kantonen Uri, Schwyz, Obwalden, Nidwalden und Zug durchgeführten Abstimmungen über die für die Jubiläumsveranstaltungen zu gewährenden Kredite. Die Parlamente hatten in allen Kantonen den Anträgen ihrer Regierungen deutlich zugestimmt, die Volksabstimmungen brachten jedoch ebenfalls in allen Kantonen so deutliche Nein-Mehrheiten, dass in den Kommentaren von einem regelrechten Scherbenhaufen gesprochen wurde. Die ablehnende Front scheint vor allem auf Grund von Umweltschutzanliegen zustande gekommen zu sein. Namentlich die zu erwartende Bautätigkeit und die prognostizierten Verkehrsströme in die Innerschweiz wurden in den Abstimmungskämpfen immer wieder als unerwünschte Belastung hervorgehoben. Daneben wurde oft auch die Befürchtung geäussert, die ursprünglich als Stätten der Begegnung vorgesehenen "Kernereignisse" in den Innerschweizer Kantonen würden von den Organisatoren mehr und mehr zu gigantischen kommerziellen Landesausstellungen umfunktioniert [8].
Der Bundesrat betonte nach dem Abstimmungssonntag, er wolle an einer "würdigen und kraftvollen" Feier zum 700-Jahr-Jubiläum der Eidgenossenschaft festhalten. Die Stiftung "CH 91 ", der inzwischen ausser Luzern alle Kantone und der Bund angehörten, verfasste darauf einen Bericht an den Bundesrat und schlug drei Varianten für das weitere Vorgehen vor. Die Organisation von landesweiten Veranstaltungen und der eigentlichen Jubiläumsfeier in Schwyz sowie der Anlage des "Weges der Schweiz" rund um den Urnersee bildete die erste Variante, die Beschränkung auf den "Weg" und die Jubiläumsfeier in Schwyz die zweite und eine Neugestaltung mit einem vage als "historisch-traditionell" und einem als "zukunftsgerichtet" bezeichneten Teil die dritte. Der Bundesrat setzte darauf eine Arbeitsgruppe unter der Leitung des Historikers U. Altermatt ein, die bis Anfang 1988 neue Vorschläge für die Gestaltung des Jubiläums unterbreiten soll. Neben dieser "Groupe de réflexion" begannen sich auch private Kreise mit eigenen Vorstellungen zu organisieren, um im Jahre 1991 Beiträge an eine landesweite Feier zu leisten. Die Stiftung "CH 91" wurde dagegen zu einem Sekretariat mit nur noch drei Angestellten redimensioniert [9].
 
[8] Presse vom 27.4., 28.4., und 30.4.87.
[9] Presse vom 25.6., 27.6. und 29.10.87; SZ und TA, 12.12.87; BaZ und SZ, 15.12.87; Vat., 19.12.87.