Année politique Suisse 1987 : Grundlagen der Staatsordnung / Rechtsordnung / Strafrecht
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Strafvollzug
Beide Parlamentskammern genehmigten diskussions- und oppositionslos das Europaratsabkommen betreffend die Überstellung von verurteilten Personen in ihren Heimatstaat. Ausländische Gefangene erhalten damit die Option, die Freiheitsstrafe in ihrem eigenen Kulturraum zu verbüssen, was sich auf ihre Resozialisierung positiv auswirken könnte [18].
Grosses Aufsehen erregte die Aktion des Gefangenen Walter Stürm in der Strafanstalt Regensberg (ZH) gegen das ihm wegen Fluchtgefahr auferlegte besondere Haftregime. Er verstand seinen mehr als 16 Wochen dauernden Hungerstreik nicht nur als persönlichen Widerstand, sondern als Protest gegen die Einzel- oder Isolationshaft im allgemeinen. Sympathisanten unterstützten ihn mit Demonstrationen sowie der Besetzung sowohl des Hauses der kantonalen Justizdirektorin Lang (sp) als auch des SP-Parteisekretariats in Zürich. Die Sozialdemokraten gerieten damit in eine unangenehme Situation, indem sie zwar ihrer Regierungsrätin im Fall Stürm den Rücken stärkten, sich im Kantonsrat aber zusammen mit der übrigen Linken für den generellen Verzicht auf langandauernde Einzelhaft einsetzten [19].
 
[18] Amtl. Bull. StR, 1987, S. 23 f.; Amtl. Bull. NR, 1987, S. 934 f.; SPJ, 1986, S. 18.
[19] TA, 15.4., 26.5. und 1.9.87; NZZ, 18.5., 27.5., 1.6. und 23.6.87; WoZ, 15.5., 22.5. und 12.6.87.