Année politique Suisse 1987 : Grundlagen der Staatsordnung / Institutionen und Volksrechte / Regierung
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Rücktritte aus dem Bundesrat
Dass die Sozialdemokraten sich auf keine Diskussionen über die Zauberformel einlassen wollten, mag seinen Grund auch in den absehbaren personellen Veränderungen im Bundesrat gehabt haben. Vom Jahresanfang an war in den Medien über einen eventuellen Rücktritt des sozialdemokratischen Vorstehers des aussenpolitischen Departements, Pierre Aubert, gemutmasst worden. Diese Spekulationen erhielten durch die Kritik an Mängeln in der Amtsführung, wie sie insbesondere im Zusammenhang mit den Problemen um die Katastrophenhilfe zu Tage getreten waren, zusätzlichen Auftrieb. Aber auch die SP trug dazu bei, indem sie zuerst intern, dann aber auch vor den Augen der Öffentlichkeit, auf einen Rücktritt des glücklosen Aussenministers drängte. Am 5. Oktober gab Aubert seinen Rücktritt auf Ende Jahr bekannt. In Würdigungen wurde sein Einsatz zugunsten einer politischen Öffnung der Schweiz, insbesondere auch gegenüber den Staaten der Dritten Welt, anerkannt. Vor allem in der deutschen Schweiz war dieses Lob aber mit der Einschränkung verbunden, dass es ihm nur schlecht gelungen sei, dieses Anliegen auch breiteren Bevölkerungskreisen nahezubringen. Als Negativposten seiner zehnjährigen Amtszeit wurde das Ungenügen in den Bereichen Organisation und Führung des Departements bezeichnet [6].
Noch vor der Erklärung Auberts hatte zur allgemeinen Überraschung der Bundesrat der SVP, Leon Schlumpf, seinen Rücktritt nach acht Amtsjähren auf Ende 1987 angekündigt. Er begründete seinen Entscheid damit, dass ein Rücktritt im Laufe der nächsten Legislaturperiode' für die Behandlung der anstehenden wichtigen Vorlagen in den Bereichen Energie- und Medienpolitik nicht günstig wäre. Schlumpf, der als populärer, aber auch sachkundiger Pragmatiker galt, wurde von den Medien attestiert, dass er in wichtigen Gebieten – insbesondere der Verkehrspolitik – beharrlich an der Suche nach neuen Lösungen gearbeitet habe. In der Westschweiz fiel die Benotung um einiges strenger aus: sein Hang zum Kompromiss wurde hier als Zögern und als Entscheidungsschwäche kritisiert [7].
 
[6] SoZ, 23.8.87; Bund, 3.9.87; BaZ, 5.10.87; Presse vom 6.10.87. Zur Kritik an der Amtsführung siehe u.a. BBl, 1987, II, S. 718 ff. (GPK des StR); Ww, 5.2.87 sowie unten, Teil I, 2 (Aide humanitaire).
[7] Presse vom 13.8.87. Zur Kritik an seiner Amtsführung vgl. Lib., LM, SGT, Suisse und Vr vom 13.8.87.