Année politique Suisse 1988 : Parteien, Verbände und Interessengruppen / Verbände und übrige Interessenorganisationen / Andere Interessenorganisationen
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Verkehr
Die Delegiertenversammlung des Verkehrs-Clubs der Schweiz (VCS), welche am 18. Juni in Glarus stattfand, stimmte einer Strukturreform mit dem Hauptziel einer klareren Aufteilung der Aufgaben und Kompetenzen zu. An derselben Versammlung wurde gegen den Widerstand der Berner und Westschweizer Sektionen beschlossen, das Referendum gegen die Revision des Strassenverkehrsgesetzes zu ergreifen, falls das Parlament an der Erhöhung der Maximalbreite für Lastwagen auf 2,5 Meter festhält [35].
Im Jahresverlauf traten im VCS vermehrt Spannungen über den verkehrspolitischen Kurs zutage. Namentlich Angehörige der Sektion Zürich warfen dem Zentralvorstand vor, eine allzu kompromissbereite Politik zu betreiben und zuviel Gewicht auf den Ausbau der unpolitischen Dienstleistungen für die Mitglieder zu legen. Einen ersten Anlass zur Austragung des Konflikts bot der Entscheid über die Einstellung der stark defizitären Zeitschrift "Verkehr und Umwelt", welche seit einem Jahr ein Forum für die verkehrstheoretische und -politische Meinungsbildung geboten hatte. Der Streit zwischen verkehrspolitischen Fundamentalisten und Pragmatikern entzündete sich erneut bei. der Vernehmlassung zu den Linienvarianten der Neuen Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT). Der Zentralvorstand hatte ursprünglich beschlossen, die NEAT grundsätzlich abzulehnen, da von ihr kein nennenswerter Beitrag zur Entlastung der Umwelt zu erwarten sei und sie sich mobilitätsfördernd auswirken werde. An einer ausserordentlichen Delegiertenversammlung am 19.11. in Göschenen setzte sich schliesslich ein Kompromiss durch, der die Zustimmung zu einem massvollen Ausbau der Eisenbahntransitlinien mit der Forderung nach dirigistischen Eingriffen in den Transitverkehr verbindet. Wie die Fronten innerhalb des VCS bei diesen Konflikten verlaufen, wurde freilich nicht klar: Zwar waren es im Zusammenhang mit der Einstellung der Zeitschrift "Verkehr und Umwelt" Angehörige der Sektion Zürich gewesen, welche dem Zentralvorstand mangelnde verkehrspolitische Radikalität vorgeworfen hatten; der Kornpromissvorschlag gegen die vom Zentralvorstand einstimmig beschlossene grundsätzliche Ablehnung der NEAT stammte jedoch aus denselben Kreisen [36].
 
[35] BaZ, 20.6.88; VCS-Zeitung, 1988, Nr. 4, S. 4 f. und 8. Zum angedrohten Referendum siehe auch oben, Teil I, 6b (Strassenverkehr).
[36] BaZ, 8.4.88; WoZ, 20.5.88; BZ, 6.6.88; NZZ, 21.11.88; VCS-Zeitung, 1988, Nr. 7, S. 4 f. Zur NEAT siehe oben, Teil I, 6b (Eisenbahnverkehr).