Année politique Suisse 1988 : Wirtschaft / Geld, Währung und Kredit / Geld- und Währungspolitik
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Währungspolitik
Der Wert des Schweizer Frankens entwickelte sich 1988 gegenüber den wichtigen Auslandwährungen uneinheitlich, aber insgesamt negativ. Der Dollar vermochte sich von seinem Ende 1987 erreichten absoluten Tief von Fr. 1.27 bis Mitte August auf Fr. 1.61 zu erholen und gab dann wieder leicht nach. Auch gegenüber den Währungen der übrigen wichtigen Industriestaaten verlor der Franken in der ersten Jahreshälfte etwas an Boden; er konnte sich aber im grossen und ganzen in der zweiten Jahreshälfte stabilisieren. Der Kurs der für den Aussenhandel besonders wichtigen D-Mark lag im Jahresmittel mit 83.27 geringfügig höher als im Vorjahr (82.89). Im Durchschnitt des Jahres 1988 lagen die Wechselkurse des Frankens gegenüber den Währungen Frankreichs, Italiens, der USA und Belgiens leicht über, gegenüber denjenigen der BRD, Osterreichs und der Niederlande leicht unter denjenigen des Vorjahres. Grössere Veränderungen ergaben sich lediglich gegenüber den Währungen Japans und Grossbritanniens, die im Jahresmittel gegenüber dem Franken um 9,7% resp. 6,3% höher bewertet wurden. Der mit den Ausfuhren in die 15 wichtigsten Handelspartnerländer gewichtete Wechselkursindex sank 1988 im Mittel um 1,0%; infolge der in der Schweiz tendenziell geringeren Teuerung reduzierte sich der reale Aussenhandelswert des Frankens gar um 1,9% [2].
Obwohl das Berichtsjahr ohne grössere währungspolitische Turbulenzen verlief, überwies der Nationalrat ein Postulat der CVP-Fraktion, das vom Bundesrat einen Bericht über einen allfälligen Beitritt der Schweiz zum europäischen Währungssystem (EWS) verlangt. Gemäss der CVP hat sich dieses System in den letzten Jahren so gut bewährt, dass ein Beitritt der Schweiz ernsthaft in Erwägung gezogen werden muss. Für Nationalbankpräsident Lusser besteht demgegenüber keine Notwendigkeit für einen solchen Schritt, da die Schweiz zwar ihre währungspolitischen Massnahmen mit denjenigen anderer europäischer Notenbanken koordiniere, es aber nicht in ihrem Interesse sei, die Autonomie in der Währungs- und Geldpolitik aufzugeben [3].
Das Parlament stimmte den Anträgen des Bundesrates bezüglich der Verlängerung der 1988 auslaufenden Beteiligung der Schweiz an den Allgemeinen Kreditvereinbarungen des Internationalen Währungsfonds (IMF) sowie des Darlehens zugunsten der sogenannten "Erweiterten Strukturanpassungsfazilität" derselben Institution zu. Aus währungspolitischer Sicht waren diese beiden Bundesbeschlüsse, welche der Schweiz unter anderem ein Mitspracherecht beim sogenannten Zehner-Club ermöglichen, unbestritten. Da der IMF seine Kreditzusagen jeweils an wirtschaftspolitische Auflagen mit teilweise unsozialen Konsequenzen für die Bevölkerung knüpft, erwuchs den Beschlüssen jedoch von seiten der Linksparteien und entwicklungspolitischer Organisationen Opposition [4].
 
[2] SNB, Geschäftsbericht, 81/1988, S. 33 f.; SNB, Monatsbericht, 1988, Nr. 6, S. 33 ff.
[3] Amtl. Bull. NR, 1988, S. 1480 f.; BaZ, 17.11.88; NZZ, 6.12.88; vgl. auch Amtl. Bull. StR, 1988, S. 685 ff.; Bilanz, 1988, Nr. 9, S. 81 ff. und Lit. Cottier. Zur internationalen Währungspolitik siehe die Artikelserie in NZZ, 6.8., 9.8., 16.8., 23.8., 30.8., 6.9., 13.9., 20.9., 27.9., 4.10., 11.10. und 15.10.88.
[4] BBl, 1988, I, S. 617 ff. und II, S. 1453 ff.; Amtl. Bull. NR, 1988, S. 321 ff. und 998 ff.; Amtl. Bull. StR, 1988, S. 210 ff. und 801 ff. ; AS, 1988, S. 1140 und 1989, S. 244 ff. Zu den Details dieser Kontroverse siehe oben, Teil I, 2 (Institutions mondiales).