Année politique Suisse 1989 : Grundlagen der Staatsordnung / Wahlen / Wahlen in kantonale Parlamente
Bei den aargauischen Grossratswahlen haben die Regierungsparteien mit Ausnahme der SVP massive Sitzverluste zugunsten von kleineren Parteien hinnehmen müssen. So konnte die Auto-Partei auf Anhieb 12 Sitze erobern, während die Grünen ihre Fraktion von 5 auf 11 Mitglieder ausbauten. Für die traditionsgemäss stabilen Verhältnisse im Aargau kamen die per saldo 18 Sitzverluste der Regierungsparteien einem politischen Erdrutsch gleich. Die FDP hatte die grössten Verluste in ihren bisherigen Stammlanden, den Kleinstädten Aarau, Lenzburg, Zofingen und Brugg zu beklagen. Ein grosser Teil der 12 Sitzgewinne der AP ging wohl auf Kosten der 1985 auf ihrem Höhepunkt angelangten FDP.
Auf einem Tiefpunkt angelangt ist die SP, welche 1981 mit 51 Sitzen noch die stärkste Partei war und jetzt mit 37 Sitzen nur noch knapp vor der SVP liegt. Es scheint, dass die Hinwendung zu einer betont gewerkschaftlichen Linie nicht honoriert worden ist; ein deutliches Zeichen hierfür war die Abwahl des Präsidenten des kantonalen Gewerkschaftsbundes, H. Buchbinder, und jene des Badener Gewerkschaftsführers Bernasconi. Die Wahlanalysen in den einzelnen Bezirken zeigten, dass die Grünen auf Kosten der SP zulegen konnten. Die SP hat zudem in jenen Wahlkreisen, in welchen sie mit den Grünen eine Listenverbindung eingegangen war, besser abgeschnitten als dort, wo sich die einzelnen Bezirksparteien gegen diese Allianz gewehrt hatten.
Auch die CVP schrumpfte auf die geringste Vertretung seit 1945 und behielt noch 42 Sitze. Verluste an Wählerstimmen verzeichnete sie sowohl in ihren Stammlanden Baden, Rheinfelden und Muri als auch in den reformierten Gemeinden des westlichen Aargaus. Neu hinzugekommen ist jedoch die der CVP nahestehende "Junge Liste Zurzach", die mit einem Sitz vertreten ist. Als einzige Regierungspartei hat die SVP Sitze zulegen können (3) und erreichte neu 34 Mandate. Es scheint, dass die SVP zusammen mit der AP teilweise von den Stimmenverlusten der CVP profitieren konnte. Die kleinen Parteien der Mitte, LdU und EVP, konnten ihre Sitzstärken von 9 resp. 6 Mandaten halten.
Die Auto-Partei profilierte sich im verkehrsreichen Aargau als Sammelbecken jener Protestwähler, denen die bürgerlichen Parteien umweltpolitischen Forderungen gegenüber zu kompromissbereit sind. Im Wahlkampf gesellten sich allerdings auch noch Fremdenfeindlichkeit und allgemeine Staatsverdrossenheit hinzu. In bezug auf die Stimmenverteilung im Kanton lagen die Rand- und Pendlerbezirke Rheinfelden, Muri, Bremgarten und Baden klar an der Spitze. Politisch sind die neuen Grossräte der AP unbeschriebene Blätter.
Die
Grünen konnten ihre Position von 5 auf 11 Sitze ausbauen. Sie hatten dieses Jahr eine einzige Liste präsentiert; der SAP nahestehende Personen, die vor vier Jahren unter dem Namen ALU angetreten waren, unterstützten die gemeinsame grüne Liste
[3].
[3] Wahlen vom 5.3.89: AT, 6.3.89; Presse vom 7.3.89. Zur Grünen Liste: AT, 14.1.89. Wahlkampf: AT, 25.2.89; NZZ und SGT, 27.2.89. Letzte Wahlen: SPJ 1985, S. 31 f. Zu den vorverlegten Regierungsratswahlen vom 4.12.88 siehe SPJ 1988, S. 54.
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