Année politique Suisse 1989 : Grundlagen der Staatsordnung / Wahlen / Wahlen in kantonale Regierungen
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Neuenburg
Noch spektakulärer als im Neuenburger Grossrat war der Linksrutsch im Regierungsrat. Im ersten Wahlgang erreichten die bisherigen Regierungsräte Pierre Dubois (sp), Francis Matthey (sp) und Jean Cavadini (lp) das absolute Mehr. Im zweiten Durchgang wurden der bisherige Jean-Claude Jaggi (lp) und der neue, parteilose, aber von Grünen und Linken unterstützte Michel von Wyss gewählt. Letzterer übertraf knapp die einzige Frau, welche für einen Exekutivsitz kandidiert hatte, die freisinnige Marie-Françoise Bouille. Damit sind die Radikalen erstmals seit 1848 nicht mehr in der Exekutive vertreten. Auf gesamtschweizerischer Ebene ist Neuenburg neben Bern der zweite von einer rot-grünen Mehrheit regierte Kanton geworden. Analog zu Bern ist allerdings auch hier das Parlament weiterhin mehrheitlich bürgerlich zusammengesetzt. Dass der Olivenhändler, Hausmann und Sozialwissenschafter von Wyss den Sprung in die Regierung schaffte, hatte sicher, neben der Honorierung seines ökologischen Engagements, auch Gründe, die bei den bürgerlichen Parteien selbst zu suchen sind. In den Analysen erwähnt wurden etwa die ungeschickte Wahlkampagne der Freisinnigen sowie die Rolle von bürgerlichen Politikern bei spekulativen Grundstückgeschäften in der Stadt Neuenburg [14].
 
[14] Erster Wahlgang vom 9.4.89: Express, NZZ und Suisse, 10.4.89. Zweiter Wahlgang vom 23.4.89: Express, 24.4.89; Presse vom 24.4. und 25.4.89. Wahlkampf: Express, 11.4. und 15.4.89; VO, 20.4.89. Zu von Wyss: L'Hebdo, 27.4.89; DP, 27.4.89. Departementsverteilung: Express, 10.5.89.