Année politique Suisse 1989 : Grundlagen der Staatsordnung / Wahlen / Kommunale Wahlen
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Lausanne
Im neuen Parlament der Stadt Lausanne verfügen die Linken und Grünen mit 52 von 100 Sitzen über eine knappe Mehrheit. Zu verdanken haben sie diesen Erfolg in erster Linie dem Verschwinden der NA, welche mit einem Anteil von 3,2% das Quorum von 5% deutlich verfehlte und damit auf einen Schlag alle 16 Sitze, welche sie 1985 gewonnen hatte, wieder verlor. Der PdA hingegen genügte ein um 0,9% besseres Resultat als 1985, um das Quorum wieder zu erreichen und mit 6 Sitzen in die Legislative einzuziehen. Die der GPS angeschlossenen Grünen vermochten ihre Mandate um vier auf 16 zu erhöhen. Vom Aderlass der NA profitierten aber auch alle anderen bisher im Parlament vertretenen Parteien: Die Liberalen und die SP gewannen je zwei Sitze, die FDP und die CVP, welche mit der SVP eine gemeinsame Liste, das "Renouveau Centre", gebildet hatte, je einen.
Die Liste "Ecologie et Solidarité", welche von verschiedenen Grünen und Linken, unter anderem viele SAP-Mitglieder, getragen wurde, verfehlte das Quorum mit 4,3% Wählerstimmen knapp. Die fünf um Maurice Cardinaux versammelten, im Frühjahr von der SP abgespaltenen Vertreter einer neuen Demokratisch-Sozialen Fraktion im Stadtparlament, erreichten das Quorum auch nicht. Die SP konnte nicht nur die Mandate der fünf während der Legislaturperiode abgesprungenen Parlamentarier halten, sondern gewann noch zwei neue dazu.
Am schlechtesten von allen kandidierenden Parteien schnitt die Auto-Partei mit nur 2,8% Wählerstimmen ab. Dieses Resultat kann dahingehend interpretiert werden, dass die Automobilisten mit der Vertretung ihrer Interessen durch die lokalen bürgerlichen Parteien zufrieden sind [20].
Der am gleichen Wochenende abgehaltene erste Wahlgang für die Stadtregierung brachte für keinen Kandidaten das absolute Mehr. Im zweiten Wahlgang gewannen die Grünen einen Sitz auf Kosten des Freisinns. Mit der Wahl von drei Sozialisten, zwei Freisinnigen und je einem Grünen und einem Liberalen erreichte die links-grüne Allianz auch in der Exekutive die Mehrheit. Somit wird die Stadt zum ersten Mal seit 1949 wieder von einer nichtbürgerlichen Mehrheit regiert. Gewählt wurden von der SP Yvette Jaggi, Jean-Jacques Schilt (beide bisher) und Pierre Tillmanns (neu), von der FDP Jacques Lienhard (bisher) und Olivier Chevallaz (neu), von den Grünen Daniel Brélaz (neu) und von den Liberalen Claude Rosset (neu) [21].
Eine dritte Wahl fand am 26. November statt, in welcher das Amt der Stadtpräsidentin vergeben wurde. Die als Favoritin geltende Yvette Jaggi (1985 in den Stadtrat gewählt) gewann die Wahl mit knapp 52% der Stimmen gegen ihren neu in die Exekutive gewählten Kontrahenten der FDP, Olivier Chevallaz, Sohn des alt-Bundesrates und alt-Stadtpräsidenten Georges-André Chevallaz [22].
 
[20] Wahlen für das Stadtparlament vom 29.10.89: 24 Heures und Suisse, 30.10. und 31.10.89; DP, 9.11.89; Presse vom 31.10.89. Wahlkampf: Suisse, 7.9., 20.9. und 23.10.89; 24 Heures, 12.9., 20.10. und 21.10.89; NZZ, 21.10.89. Zur Demokratisch-Sozialen Partei siehe unten, Teil Illa (Sozialdemokratische Partei).
[21] Wahlen vom 29.10. und 12.11.89: 1. Wahlgang: 24 Heures und Suisse, 30.10. und 31.10.89; 2. Wahlgang: Presse vom 13.11. und 14.11.89; L'Hebdo, 16.11.89; DP, 16.11.89. Wahlkampf: 24 Heures und Suisse, 2.11.89; NZZ, 8.11.89; 24 Heures, 9.11.89. Amterverteilung: 24 Heures, 2.12.89.
[22] Wahlen vom 26.11.89: 24 Heures, Suisse, NZZ, 27.11.89; L'Hebdo, 30.11.89. Wahlkampf: L'Hebdo, 12.10.89; NZZ, 22.11.89; 24 Heures, 22.11. und 23.11.89.