Année politique Suisse 1989 : Wirtschaft / Geld, Währung und Kredit / Geld- und Währungspolitik
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Geld- und Kapitalmarkt
Die schweizerischen Geldmarktsätze stiegen 1989 weiterhin stark an. Der Satz für dreimonatige Einlagen auf dem Eurofrankenmarkt kletterte im Monatsmittel von 4,92% im Dezember 1988 auf 7,44% im Mai. Nach einer kurzen Beruhigung stieg er bis zum Dezember weiter auf 8,29%; die Tageswerte erreichten zu Jahresende fast 9%. Damit verschwand die Zinsdifferenz zu entsprechenden Einlagen am Eurodollarmarkt, welche anfangs Jahr noch rund 4% betragen hatte [4].
Am 14. April erhöhte die Nationalbank ihre offiziellen Sätze. Der Lombardsatz wurde von 6% auf 7% und der Diskontsatz von 4% auf 4,5% angehoben. Rund einen Monat später führte die Nationalbank den flexiblen Lombardsatz ein. Die tägliche Anpassung dieses Satzes an die Marktverhältnisse sollte dazu führen, dass die Banken nur bei aussergewöhnlichen Liquiditätsbedürfnissen auf Lombardkredite zurückgreifen. Den Diskontsatz erhöhte die SNB Ende Juni um einen weiteren Prozentpunkt auf 5,5% [5].
Auch auf dem Kapitalmarkt zeigte der Zinstrend nach oben, allerdings bedeutend weniger steil als bei den kurzfristigen Anlagen. Im Jahresverlauf erhöhte sich die Rendite für Obligationen der Eidgenossenschaft von durchschnittlich 4,1 % auf 5,75%. Die Vergütungen für Spareinlagen verbesserten sich im Mittel um rund einen Prozentpunkt auf knapp 4%. Auch die Hypothekarzinsen konnten sich dem allgemeinen Trend nicht entziehen. Die Sätze für Althypotheken stiegen im Monatsdurchschnitt von 5,00% im Januar auf 5,92% im Dezember, diejenigen für Neue gar von 4,99% auf 6,49% [6].
Analog zum Geldmarkt reduzierte sich auf dem Kapitalmarkt die Zinsdifferenz zum Ausland. Dies mag mit ein Grund sein, weshalb der schweizerische Kapitalmarkt weniger stark beansprucht wurde als in den vorangegangenen Jahren. Insgesamt wurden Obligationen und Aktien in der Höhe von 50,7 Mia Fr. emittiert (1988: 56,1). Dabei stieg die Beanspruchung durch inländische Schuldner um 21 % auf 19,4 Mia Fr. an, der Wert der neu aufgelegten ausländischen Anleihen war hingegen markant rückläufig. Der bewilligungspflichtige Kapitalexport (Anleihen und Kredite) bildete sich um 18% auf 42,0 Mia Fr. zurück. Bei insgesamt kleinerem Volumen erhöhten sich die Anteile der Entwicklungsländer und der Staaten Osteuropas an diesen Exporten auf 7,2% resp. 7,7%. Vier Fünftel davon gingen aber an Industrieländer: rund 30% nach Westeuropa und Nordamerika und knapp 50% nach Japan [7].
 
[4] SNB, Geschäftsbericht, 82/1989, S. 36 f.; SNB, Monatsbericht, 1990, Nr. 1, S. 39. Zur steuerlichen Entlastung von Geldmarktgeschäften siehe unten, Banken.
[5] SNB, Geschäftsbericht, 82/1989, S. 36 f.
[6] SNB, Geschäftsbericht, 82/1989, S. 39 f.; SNB, Monatsbericht, 1990, Nr. 1, S. 40. Zu den Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt siehe unten, Teil I, 6c (Mietwesen).
[7] SNB, Geschäftsbericht, 82/1989, S. 40 f.; SNB, Monatsbericht, 1990, Nr. 6, S. 57 ff.