Année politique Suisse 1989 : Sozialpolitik / Sozialversicherungen / Krankenversicherung und Mutterschaftsversicherung
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Alternative Versicherungsformen
Ziemlich überraschend schickte das BSV im Juni das bereits bewilligte Gesundheitskassenmodell HMO (Health Maintenance Organization) und das bedeutend umstrittenere, von der Krankenkasse Grütli vorgeschlagene Bonussystem in eine breite Vernehmlassung [56]. Während die probeweise Einrichtung von HMO-Praxen in den Kantonen und bei den Parteien allgemein auf ein eher positives Echo stiess, lehnten viele Kantone, die SVP, die SP, die Gewerkschaften und die Invalidenverbände das Bonussystem zum Teil vehement ab, da es zu einer krassen Entsolidarisierung im Kassenwesen führe. FDP und CVP konnten sich mit einem befristeten Versuch unter gewissen Bedingungen einverstanden erklären, forderten aber dessen wissenschaftliche Begleitung. Die meisten Krankenkassen — mit Ausnahme der Helvetia, die sich dem Grütli-Modell angeschlossen hat — zeigten wenig Begeisterung, erklärten aber, bei Einführung des Versuchs aus Konkurrenzgründen ebenfalls Bonus-Versicherungen anbieten zu wollen [57]. Ende Dezember beschloss der Bundesrat, die beiden Modelle versuchsweise bis Ende 1995 zuzulassen. Am 1.1.90 wurde in Zürich die erste HMO-Praxis eröffnet, weitere Praxen sind in Basel, Bern und Lausanne geplant. Das Bonus-System soll ab dem 1.7.90 erlaubt werden [58].
 
[56] BZ, 27.6.89. Für diese beiden und weitere zur Diskussion stehende Modelle siehe Bund, 23.2.89.
[57] TA, 20.10.89; Bund, 11.11.89. Weil sie auch hier die Gefahr einer steigenden Entsolidarisierung zwischen den Versicherten befürchteten, meldeten SP und SGB auch gegenüber dem HMO-Modell gewisse Vorbehalte an (SGB, Nr. 30, 5.10.89; Vat., 5.10.89).
[58] Presse vom 21.12.89. Bund, 4.1.90.