Année politique Suisse 1989 : Sozialpolitik / Soziale Gruppen / Ausländerpolitik
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Fremdenfeindlichkeit
In einem am 14. September vom Fernsehen DRS ausgestrahlten Streitgespräch mit dem Schriftsteller Peter Bichsel, der wiederholt auf die Fremdenfeindlichkeit in der Schweiz hinwies, erwiderte Bundesrat Cotti: "Ich bitte Sie, nicht von Fremdenhass zu sprechen; es gibt solche Erscheinungen, aber die breite Bevölkerung ist nicht so" [4]. Eine Repräsentativumfrage zum Thema "Ausländer in der Schweiz", die im Auftrag der Schweizerischen Gesellschaft für politische und wirtschaftliche Forschung durchgeführt wurde, zeigte die diesbezüglich ambivalente Haltung der Schweizer. Mehr als 70% der Befragten teilten die Meinung, wonach das Leben in der Schweiz ohne Ausländer viel eintöniger wäre. Gleichzeitig erklärten sich aber auch rund drei Viertel mit der Aussage, für gereizte Reaktionen von Schweizern gegenüber Ausländern ein gewisses Verständnis zu haben, einverstanden. Frauen, Landbewohner und Deutschschhweizer erwiesen sich dabei als ausländerfeindlicher als Männer, Stadtmenschen und Westschweizer [5]. Auf fremdenfeindliche Ausschreitungen rechtsextremistischer Gruppierungen oder Einzelpersonen, bei denen im Berichtsjahr sechs Asylbewerber ihr Leben verloren, wird an anderer Stelle eingegangen (siehe oben, Teil I, 1b, Öffentliche Ordnung).
 
[4] LNN, 27.11.89.
[5] Bund, 11.11.89. Mehrheitlich wurden die Gründe für rassistisches Verhalten in der sozialen Verunsicherung des Einzelnen gesehen (TA, 17.10. und 11.11.89; Bund, 21.10.89; LNN, 9.12.89; BaZ, 18.12.89). Es wurde auch auf die sexuelle Komponente hingewiesen, die dazu führt, dass Ausländer, Homosexuelle und Aidsinfiszierte in einen Topf geworfen werden (Vr, 7.4.89; JdG, 31.5.89; TA, 7.6.89).