Année politique Suisse 1989 : Sozialpolitik / Soziale Gruppen / Stellung der Frau
Die Antwort auf eine einfache Anfrage Hubacher (sp, BS) zur Zusammensetzung der vom Bundesrat oder den Departementschefs eingesetzten
Expertenkommissionen bestätigte einmal mehr die krasse Untervertretung der Frauen in diesen wichtigen Gremien: von den 370 ständigen ausserparlamentarischen Kommissionen wurden nur gerade 15 (4%) von Frauen präsidiert, bei den Mitgliedern betrug der Frauenanteil 8%. Diese Auskunft des Bundesrates bewog Hubacher, ein in der Herbstsession überwiesenes Postulat einzureichen, welches den Bundesrat ersucht, ein Szenario vorzulegen, wie in diesen Kommissionen der Frauenanteil bis zum Jubiläumsjahr auf mindestens 25% und bis 1995 auf 50% erhöht werden könne
[43].
Bei den Frauen im Parlament brachte die Einsetzung der 16-köpfigen Expertenkommission "Schweiz morgen", in die nur drei Frauen berufen wurden, das Fass zum überlaufen. Ihrem Unmut machten Politikerinnen aus allen Lagern in der nationalrätlichen Fragestunde vom 12. Juni Luft, zu der sie rund 20 Fragen zu Frauenanliegen einreichten. Damit nicht ein Bundesrat allein diesen konzertierten Frauenprotest mit wenigen Sätzen erledigen konnte, verteilten sie die Fragen fein säuberlich auf alle sieben Departemente. Bundespräsident Delamuraz eröffnete daraufhin die übliche Fragestunde mit einer unüblichen Erklärung im Namen des Gesamtbundesrates. Sein Votum bestand hauptsächlich im Versprechen – das ihm von den Parlamentarierinnen allerdings nicht recht geglaubt wurde –, die Frauen inskünftig angemessen zu berücksichtigen
[44].
Dies wollten offenbar auch die stimmberechtigen Männer des Kantons Appenzell Ausserrhoden, welche den Frauen nach langem, zähem Ringen endlich das
Frauenstimmrecht auch auf kantonaler Ebene einräumten
[45].
[43] Amtl. Bull. NR, 1989, S. 1233 und 1740; TA, 12.6.89.
[44] Amtl. Bull. NR, 1989, S. 788 ff.; Presse vom 13.6.89.
[45] Presse vom 1.5.89. Siehe dazu oben, Teil I, 1 b (Stimm- und Bürgerrecht).
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