Année politique Suisse 1990 : Parteien, Verbände und Interessengruppen / Parteien
 
Evangelische Volkspartei (EVP)
Die EVP setzte sich im Berichtsjahr für eine neue Ostpolitik ein; die Delegiertenversammlung forderte in Zürich den Bundesrat in einer Resolution auf, Reisebeschränkungen, Visumspflichten und Kostengutsprachen für diejenigen Staaten in Osteuropa aufzuheben, die sich durch freie Wahlen demokratische Strukturen gegeben hatten. Ausserdem verlangte die Partei vom Bundesrat die Wiederaufnahme von diplomatischen Beziehungen mit der Republik Litauen [42] .
Die EVP fasste bei den eidgenössischen Abstimmungen die Ja-Parole zu den Kleeblattinitiativen, empfahl hingegen die "Stopp dem Beton"-Initiative zur Ablehnung, ebenso den Rebbaubeschluss. Stimmfreigabe wurde zur Revision der Bundesrechtspflege gegeben. Beim zweiten Abstimmungspaket entschied sich der Zentralvorstand mit 27:3 Stimmen für die Unterstützung der AKW-Moratoriumsinitiative, hingegen mit 8:17 zur Ablehnung der Ausstiegsinitiative. Der Energieartikel wurde gutgeheissen und die Revision des Strassenverkehrsgesetzes zur Ablehnung empfohlen [43].
Bei kantonalen und kommunalen Wahlen musste auch die EVP Verluste hinnehmen. Einzig in Winterthur konnte sie ihren Wähleranteil geringfügig erhöhen, verlor aber trotzdem ein Mandat [44].
 
[42] NZZ, 7.5.90. EVP-Vertreter trafen auch den Präsidenten von Litauen, Landsbergis, und versprachen, parlamentarische Vorstösse zugunsten der baltischen Staaten einzureichen (Bund, 10.8.90).
[43] NZZ, 12.2.90; Presse vom 27.8.90.
[44] Siehe oben Teil I, 1e.