Année politique Suisse 1990 : / Die Gesetzgebung in den Kantonen / 1 GRUNDLAGEN DER STAATSORDNUNG - ELEMENTS DU SYSTEME POLITIQUE
AARGAU: Neues Gesetz über die Organisation des Grossen Rates und über den Verkehr zwischen dem Grossen Rat, dem Regierungsrat und dem Obergericht (Geschäftsverkehrsgesetz). In Parlamentsberatungen werden die Entschädigungen an die Fraktionen auf 150 000 Fr. und an jede Fraktion pro Mitglied auf 600 Fr. erhöht, die Bestimmung über die Offenlegung der Interessenbindungen der Ratsmitglieder gestrichen, die Schaffung einer Sekretärsstelle anstelle eines eigentlichen Sekretariats beschlossen und aufgrund eines Kommissionsantrages die Parlamentarische Initiative eingeführt, welche von mindestens achtzig Mitgliedern des Parlaments vorläufig unterstützt werden muss. Vom Grossen Rat zuhanden der Volksabstimmung angenommen. In der Volksabstimmung vom 2.12. mit 71,8% der Stimmen angenommen; Stimmbeteiligung: 24,4%; Nein-Parolen von AP und SD (AT, 20.6., 12.9., 28.11., 3.12.90; vgl. SPJ 1987, S. 256; 1988, S. 272; 1989, S. 273).
APPENZELL INNERRHODEN: Änderung der Verfassung im Dringlichkeitsverfahren: Reduktion der Zahl der Regierungsräte von neun auf sieben. Vom Regierungsrat vorgelegt; der Grosse Rat beschliesst, nicht auf die Vorlage einzutreten (SGT, 19.2.90; NZZ, 13.3.90).
BASEL-LAND: 1) Gesetz über die Verwaltungsprozessordnung. In die Vernehmlassung geschickt (BaZ, 20.12.90). — 2) Anderung der Geschäftsordnung des Landrats. Schriftliche Auskunftspflicht der Mitglieder des Landrats über ihre berufliche Tätigkeit, über Tätigkeiten in Führungs- und Aufsichtsgremien, über dauernde Leitungs- und Beratungsfunktionen für wichtige in- und ausländische Interessengruppen sowie über Mitwirkung in Kommissionen und anderen Organen der Gemeinden, des Kantons und des Bundes; Offentlichkeit des entsprechenden Registers; Verpflichtung der Ratsmitglieder, deren persönliche Interessen von einem parlamentarischen Geschäft unmittelbar betroffen sind, auf ihre Interessenbindungen hinzuweisen, wenn sie in einer Kommission oder im Rat das Wort ergreifen; generelle Zulässigkeit von Bild- und Tonaufnahmen über die Landratsdebatten, sofern sie zum voraus angemeldet sind und den Ratsbetrieb nicht stören. In die Vernehmlassung geschickt (BaZ, 20.3., 22.8., 23.8.90).
BASEL-STADT: 1) Offenlegung der Interessenverbindungen der Mitglieder des Grossen Rats auf Veranlassung eines Anzugs von Roland Stark (sp). Aufnahme eines diesbezüglichen Paragraphen in das Gesetz über die Geschäftsordnung wie auch der Regelung der Veröffentlichung im Kantonsblatt. In den Ausführungsbestimmungen wird näher aufgelistet, was von den Grossrätinnen und -räten anzugeben ist: Berufliche Tätigkeit und Arbeitgeber (allerdings mit dem gesetzlichen Verweigerungsrecht); Tätigkeit in Führungs- und Aufsichtsgremien von Unternehmen, Körperschaften, Anstalten und Stiftungen; dauernde Leistungsund Beratungsfunktionen für Interessengruppen; Mitwirkung in Kommissionen des Bundes, des Kantons und der Gemeinden. Dem einzelnen Mitglied soll überlassen bleiben, zu beurteilen, welche Interessenbindungen wichtig genug sind. Das Büro soll die Offenlegungspflicht überwachen und allenfalls ein Mitglied zu Angaben auffordern. Es verfügt aber "nicht über irgendwie geartete Sanktionsmöglichkeiten". Vom Grossen Rat vorgeschlagen (BaZ, 12.6.90). – 2) Änderung des Gesetzes über die Geschäftsordnung, wonach das Büro des Grossen Rates "periodisch, mindestens aber auf Ende der Legislaturperiode die Ansetzung der Sitzungsgelder auf ihre Angemessenheit überprüft". Der Vorschlag geht auf einen Anzug von Jörg Vitelli (sp) bezüglich der Erhöhung des Sitzungsgelds auf Frühjahr 1990 zurück. Vom Grossen Rat angenommen (BaZ, 28.6.90).
BERN: Volksinitiative hinsichtlich einer Reduktion des bernischen Kantonsparlaments von 200 auf 160 Mitglieder. Formierung eines Komitees mit Vertretern aus bürgerlichen Parteien zur Lancierung einer entsprechenden Volksinitiative (Bund, 8.12.90).
FRIBOURG: 1) Projet de loi modifiant la loi déterminant le nombre et la circonscription des districts administratifs. Proposé par le Gouvernement (Lib., 11.10.90). – 2) Modifications de la loi de règlement du Grand Conseil. Procédure écrite pour la motion et le postulat; indemnité annuelle pour le fonctionnement des groupes parlementaires; les rapports du Conseil d'Etat pourront faire l'objet d'une motion aux fins de résolution. Approuvées par le Grand Conseil (Lib., 28.11.90).
GLARUS: Entwurf für ein Staatshaftungsgesetz. Die Grundlage des Erlasses bildet der in der neuen Kantonsverfassung enthaltene Grundsatz, wonach Kanton, Gemeinden und andere öffentlich-rechtliche Körperschaften für Schäden haften, die ihre Amtsträger durch eine Amtshandlung rechtswidrig verursacht haben; der neue Entwurf schreibt die ausschliessliche und kausale Staatshaftung vor, wobei das Gemeinwesen auch dann für Schäden haftet, wenn den Beamten keine persönliche Schuld trifft; der Geschädigte hat nicht mehr den Beweis für schuldhaftes Verhalten zu erbringen, es genügt, wenn er darlegen kann, in der Folge einer widerrechtlichen Handlung einen Schaden erlitten zu haben. Vom Landrat in erster Lesung angenommen (NZZ, 17.11.90).
GRAUBÜNDEN: Verlängerung der Amtszeit der Grossräte ab 1991. Die Amtszeit der Bündner Grossräte, Kreisrichter und Vermittler kann ab 1991 von zwei auf drei Jahre verlängert werden. Das Bundesgericht hat eine staatsrechtliche Beschwerde gegen einen Entscheid der Bündner Regierung abgewiesen, welche die umstrittene Abstimmung vom 26. November letzten Jahres über die Amtszeitverlängerung für gültig erklärt hatte (BüZ, 19.7.90; vgl. SPJ 1989, S. 276).
JURA: 1) Projet modifiant la loi sur le Conseil consultatif des Jurassiens domicilés à l'extérieur de la République et Canton du Jura. La loi prévoit que les mandats des membres du conseil soient renouvelable deux fois consécutivement. Approuvé par le Gouvernement (Déin., 21.6.90). – 2) Modification du règlement du Parlement. Avancement des séances du jeudi au mercredi; possibilité du Parlement de créer en son sein une commission d'enquête dont il définit le mandat, les compétences et la composition; possibilité des membres d'une commission de se faire remplacer par un député élu pour la durée du mandat; devoir du Gouvernement de dresser, dans un rapport annuel, l'état de réalisation des motions et des postulats acceptés par le Parlement; fixation des rétributions des parlementaires. Approuvée en première lecture (Dém., 28.9.90).
LUZERN: Änderung der Verfassung. Berechnung der Zuteilung der Grossratsmandate auf die Wahlkreise aufgrund der kantonalen Bevölkerungstatistik und nicht mehr aufgrund der eidgenössischen Volkszählung. Vom Grossen Rat zuhanden der Volksabstimmung verabschiedet. In der Volksabstimmung vom 2.12. mit 86,0% der Stimmen angenommen. Stimmbeteiligung: 16% (Vat., 11.5., 24.11., 3.12.90; LNN, 11.6., 27.6., 18.9., 23.11., 3.12.90).
NEUCHATEL: 1) Crédit de 46 millions de francs pour la réorganisation et la décentralisation des services de l'Etat. Le projet répond au bésoin de réajuster le mauvais équilibre entre régions – près de 80% des fonctionnaires travaillent sur le Littoral. Approuvé par le Grand Conseil et tous les partis, sauf la PRD sous réserve de la votation populaire. Rejeté en votation populaire le 23 septembre par 50,6% des votants; participation: 41,32% (Express, 24.9.90). – 2) Modification du règlement du Grand Conseil. Augmentation de l'indemnisation pour le travail parlementaire de 75 à 100 francs par jour de séance, valable également pour les séances de commissions, à condition que ces dernières aient une durée d'au moins deux heures; généralisation et augmentation des rétributions pour les rapporteurs de commissions; introduction d'une indemnisation pour la présence des députés aux séances de groupes à raison d'une seule séance par session; introduction d'une subvention aux partis de 150 francs par député élu et par an; compétence du Conseil d'Etat d'adapter l'indemnité de déplacement au coût de la vie. Approuvée par le Grand Conseil (Express, 6.3., 20.3.90).
NIDWALDEN: Änderung der Verfassung und verschiedener Gesetze. Reduktion der Zahl der Regierungsräte von neun auf sieben. Vom Landrat zuhanden der Landsgemeinde verabschiedet. Von der Landsgemeinde am 29.4. abgelehnt (Vat., 11.1., 30.4.90; vgl. SPJ 1988, S. 274; 1989, S. 274).
OBWALDEN: Initiative für eine Änderung der Verfassung. Reduktion der Zahl der Mitglieder der Regierung von sieben auf fünf; Übergang zum Vollamt. Vorn Regierungsrat zur Ablehnung empfohlen (Vat., 15.2., 27.4., 15.12.90; LNN, 14.12:90).
SCHAFFHAUSEN: 1) Rückzug der LdU-Initiative "zur Verwaltungsrationalisierung". (SN, 12.4.90; vgl. SPJ 1988, S. 274 f.; 1989, S. 275). – 2) Volksinitiative zur Abberufung des amtierenden Grossen Rates. Die Initiative stützt sich auf Artikel 44 der Kantonsverfassung und hat den Zweck, die neu ab 1.9. wahlund stimmberechtigten 18- und 19-Jährigen so rasch wie möglich an der Wahl des Grossen Rates zu beteiligen. Lancierung der Initiative; Initiant: Willi Morath (ex-sp) (SN, 14.8.90).
SCHWYZ: 1) Neue Personal- und Besoldungsverordnung. Das neue Personalrecht bringt den rund 800 Beamten eine Arbeitszeitverkürzung um eineinhalb auf 42 Stunden und eine Reallohnerhöhung um durchschnittlich rund 8,5%. Gewichtig sind daneben die Instrumente zur Personalführung, wird doch faktisch der Leistungslohn eingeführt und damit der allein dienstaltersbedingte automatische Rutsch in eine höhere Besoldungskategorie gebremst. An seine Stelle tritt eine individuelle Arbeitsbeurteilung. Im neuen Personalrecht wird für die Mitglieder des Regierungsamtes das Vollamt rechtlich verankert und auch besoldungsmässig berücksichtigt. Die Regierungsräte erhalten 110 Prozent des Salärs in der höchsten Lohnklasse. Nebenerwerb ist den Regierungsräten, selbst als Geschäftsleiter oder Verwaltungsrat des eigenen Geschäfts, künftig nicht mehr erlaubt. Vom Regierungsrat vorgelegt und vom Kantonsrat verabschiedet. Einreichung des Referendums, welches sich in erster Linie gegen die Höhe des Regierungsratsgehalts wendet. Das Referendumskomitee setzt sich im wesentlichen aus drei ehemaligen Schwyzer Kantonsräten zusammen, zwei Vertretern der LVP und einem Vertreter der SVP. Zustandekommen des Referendums. In der Volksabstimmung vom 2.12. wird die Verordnung mit 63,8% der Stimmen abgelehnt; Stimmbeteiligung: 24,4%; Ja-Parolen: alle Parteien ausser der SVP (LNN, 21.3., 29.6., 21.7., 26.7., 27.11., 3.12.90; Vat., 2.8., 3.12.90). – 2) Neue Personal- und Besoldungsverordnung. Diese zweite Vorlage soll keine wesentlichen Anderungen gegenüber der ersten beinhalten. Unverändert sei es das Ziel, die Besoldung als Mittel der Führung einzusetzen, eine Salarierung nach dem Leistungsprinzip einzuführen und die Personalförderung sowie die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Verbesserungen für die Behörden und Regierungsräte werden in der Vorlage jedoch nicht mehr enthalten sein, dagegen sollen die Lehrer mit einbezogen werden. Vom Regierungsrat bekanntgegeben (Vat., 21.12.90). – 3) Neues Verteilsystem für die Kantonsratsmandate. Das neue System soll einen gerechteren Proporz absichern. Danach müssten die Gemeinde Arth und der Bezirk Einsiedeln je einen Sitz zugunsten der Gemeinden Reichenburg und Gersau abgeben. Vom Regierungsrat vorgeschlagen (Vat., 29.11.90).
TICINO: 1) Obbligo per i deputati al Gran Consiglio di dichiarare, al momento dell'entrata in carica, i diversi interessi degni di essere conosciuti con aziende, organizzazioni, enti pubblici, misti, privati, operanti nel Cantone, alla Confederazione o al livello internazionale, con riferimento all'analoga normativa in vigore sul piano federale. Invito della commissione della gestione formulato nel rapporto sull'iniziativa parlamentare presentata da Dario Robbiani (psu) (CdT, 27.10.90). – 2) Revisione della legge sugli esercizi pubblici. Promovimento della formazione professionale, accresciute forme di tutela dell'utente, ritocchi agli orari d'apertura, maggiori competenze ai Comuni nel rilascio dei permessi. Sottoposta in procedura di consultazione (CdT, 10.12.90).
URI: 1) Erhöhung der Regierungsratsgehälter. Ergreifung des Referendums durch den Erstfelder Anwalt Stöckli. Der Landrat erklärt das Referendum für gültig (LNN, 5.9., 13.12.90). – 2) Anderung des Landratsreglements. Erhöhung der Anzahl der Landräte, welche für die Bildung einer Fraktion notwendig sind, von drei auf fünf. Vom Landrat angenommen (Vat., 13.12.90).
VALAIS: 1) Projet de loi modifiant et complétant la loi du 6 octobre 1976 sur la procédure et la juridiction administratives. Délibéré au Grand Conseil (NF, 15.11.90). – 2) Révision du règlement du Grand Conseil. Approuvée par le Grand Conseil (NF, 15.11.90).
VAUD: 1) Augmentation du traitement pour les membres du Conseil d'Etat de 8,3%. Approuvée par le Grand Conseil (24 Heures, 12.4., 23.5.90). – 2) Loi sur la juridiction administrative et modification constitutionelle s'y référant. Approuvée par le Grand Conseil et tous les partis, saufla PRD. Approuvée en votation cantonale le 10 juin par 64,4% des votants; participation: 20,3% (24 Heures, 11.6.90; cf. APS 1988, p. 275 s.).
ZÜRICH: 1) Änderung des Haftungsgesetzes. Vom Kantonsrat zuhanden der Volksabstimmung verabschiedet. In der Volksabstimmung vom 2.12. mit 82,1% der Stimmen angenommen; Stimmbeteiligung: 33,2% (NZZ, 10.7., 23.11., 3.12.90; vgl. SPJ 1988, S. 276). – 2) Einzelinitiative für eine Anderung der Kantonsverfassung. Beratung der Vernehmlassungen des Regierungsrats in Bundesangelegenheiten durch den Kantonsrat, wenn dies von 60 Mitgliedern gewünscht wird oder wenn der Regierungsrat von sich aus die Vernehmlassung dem Parlament unterbreitet. Vom Kantonsrat nicht definitiv unterstützt (NZZ, 23.1.90; vgl. SPJ 1987, S. 258; 1989, S.276). – 3) Neuverteilung der Kantonsratsmandate auf die 18 Wahlkreise für die Amtsdauer 1991 bis 1995. Gegenüber der bisherigen Wahlverteilung verliert die Stadt Zürich 3 und verfügt damit noch über 55 Sitze. Die Stadt Winterthur kann noch 13 Kantonsräte abordnen, das bedeutet den Verlust eines Mandats. Die vier Mandate aus den Wahlkreisen Zürich und Winterthur kommen den Wahlkreisen Hinwil (neu 11 Mandate), Uster (neu 15 Mandate), Bülach (neu 15 Mandate) und Dielsdorf (neu 9 Mandate) zugute. In den übrigen Wahlkreisen soll die Zahl der Mandate unverändert bleiben. Die 180 Kantonsratsmandate werden auf Antrag des Regierungsrats durch den Kantonsrat auf die Wahlkreise verteilt, und zwar im Verhältnis zur Wohnbevölkerung. Vom Regierungsrat beantragt (NZZ, 5.6.90).
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