Année politique Suisse 1991 : Grundlagen der Staatsordnung / Wahlen / Eidgenössische Wahlen
Die Erneuerung der beiden Kammern betrug mit 80 Neugewählten (unter Einbezug der sechs Übertritte aus dem National- in den Ständerat) 32,5%. Mit den neuen Nationalratsmitgliedern ergab sich
bei den Freisinnigen und der SVP eine Verschiebung nach rechts. Sowohl im Kanton Zürich, wo die zwei neuen freisinnigen Ratsmitglieder Rolf Hegetschweiler und Oskar Fritschi gewählt wurden, als auch im Kanton Baselland — mit Christian Miesch — hatten die Kandidaten des konservativen Parteiflügels Erfolg. Ein Gegengewicht dazu bilden allerdings in der FDP die ebenfalls neu gewählten Peter Tschopp (GE), Marc Suter (BE) sowie der bisherige Walliser Regierungsrat Bernard Comby. Innerhalb der SVP konnte die zum rechten Parteiflügel zählende Zürcher Delegation zahlenmässig zur bisher dominierenden, als gemässigter geltenden Berner Vertretung aufschliessen
[31].
Der ehemalige SP-Präsident Helmut Hubacher ist im neuen Parlament mit 65 Jahren der Älteste und gleichzeitig auch der Amtsälteste (28 Jahre). Das jüngste Mitglied blieb der 32jährige Markus Ruf (sd, BE; seit 1983 im Rat); er erhielt aber Konkurrenz durch den gleichaltrigen neugewählten Marco Borradori (Lega dei Ticinesi)
[32].
Die
Grossunternehmer bilden im neu zusammengesetzten Nationalrat nur noch eine Vierer-Gruppe (der neu gewählte Gerold Bührer (fdp, SH) und die Bisherigen Christoph Blocher, Walter Frey (beide svp, ZH) und François Loeb (fdp, BE)). Am meisten zulegen konnte die Kategorie der
Gewerbetreibenden und der Freiberuflichen, vor allem dank den Vertretern der AP: dem Architekten Walter Steinemann (SG), dem Transportunternehmer Ulrich Giezendanner (AG) und dem Elektromonteur Peter Jenni (BE). Die
Juristen dominieren aber im neuen Parlament vor den
Unterrichtsberufen und den
Landwirten
[33].
Mit 6 zusätzlichen Sitzen (neu 35)
erhöhte sich der Frauenanteil im Nationalrat im Vergleich zu den letzten Wahlen auf 17,5% (1987: 14,5%). Allerdings konnten die Frauen nur in der Deutschschweiz zulegen. In der Romandie ging ihr Anteil von 10,4% auf 8,3% zurück, während er in der Deutschschweiz von 16,6% auf 21,5% anstieg. In den Kantonen St. Gallen und Luzern wurde ein Drittel aller Sitze von Frauen besetzt, gefolgt vom Kanton Solothurn mit 28,6%. In den bevölkerungsreichsten Kantonen Zürich und Bern liegt der Anteil bei 25,7% resp. 24,1%. Insgesamt blieben vierzehn Kantone ohne weibliche Vertretung. Die GP ist mit 57,1% Frauenanteil an der Spitze, gefolgt von der auf einem Anteil von 28,6% stagnierenden SP. Unter den bürgerlichen Regierungsparteien konnte die SVP ihren Frauenanteil mit einer Verdreifachung auf 12% erhöhen und damit die FDP und die CVP, welche gar ein Frauenmandat verlor, knapp überholen
[34].
[33] NZZ, 23.10.91; Ww, 24.10.91; Politik und Wirtschaft, 1991, Nr. 12, S. 23.
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