Année politique Suisse 1992 : Sozialpolitik / Gesundheit, Sozialhilfe, Sport
 
Sport
Obgleich sie die gesundheits- und sozialpolitische Bedeutung des Breitensports ganz allgemein und die sportliche Förderung von Jugendlichen im besonderen klar bejahten, wiesen beide Räte die Botschaft über Finanzhilfen zugunsten Anlagen für sportliche Ausbildung an den Bundesrat zurück mit dem Auftrag, eine echte sportspezifische Perspektive zu entwickeln und seinen Antrag– 30 Mio Fr. verteilt auf die Jahre 1992 bis 1996 – besser mit der Legislatur- und Finanzplanung zu koordinieren [60].
Einstimmig ermächtigten beide Kammern den Bundesrat, der 1990 in Kraft getretenen Konvention des Europarates gegen Doping beizutreten und dem Schweizerischen Landesverband für Sport (SLS) jährlich 700 000 Fr. zur Durchführung der notwendigen Kontrollen zukommen zu lassen [61].
In Ausführung eines Postulates Rüesch (fdp, SG) schickte der Bundesrat einen Vorschlag zur Senkung der unteren Altersgrenze für "Jugend und Sport" von 14 auf zehn Jahre in die Vernehmlassung [62].
Das schlechte Abschneiden der Schweizer Athletinnen und Athleten an den Olympischen Spielen von Albertville (Frankreich) und Barcelona (Spanien) liess erneut die Frage nach der Rolle des Staates im Elitesport aufkommen. Während der frühere Spitzensportler und heutige FDP-Generalsekretär Kauter schon mal laut über die Schaffung eines Staatssekretariats für Sport nachdachte, gab man sich bei den anderen Parteien eher reserviert. Der für Sport zuständige Bundesrat Cotti liess ebenfalls keinen Zweifel daran, dass sich die Regierung weiterhin nicht in die Belange des Hochleistungssports einmischen will [63].
Zumindest während ihrer Rekrutenschule können Spitzensportler inskünftig mit mehr Verständnis seitens des Staates rechnen. Da die viermonatige RS oft negative Auswirkungen auf Training und Wettkampf h'at, wurde das Pilotprojekt "Sportkompagnie ad hoc" ins Leben gerufen. Athleten mit Ausweisen des nationalen Komitees für Elitesport, Mitglieder von Nationalmannschaften A und B und Junioren sowie weitere Elitesportler können, falls sie dafür selektioniert werden, einen Teil ihrer RS (25 Tage) mit individuellem Training und einer Ausbildung zum Sportanimator verbringen. In dieser Funktion sollen sie dann ihre Wiederholungskurse in den Rekrutenschulen leisten [64].
 
[60] Amtl. Bull. NR. 1992, S. 335 ff. und 1212 (Postulat Aregger, fdp, LU): Amtl. Bull. StR, 1992, S. 325 f. Siehe auch SPJ 1991, S. 222.
[61] Amtl. Bull. .StR, 1992. S. 326 ff.; Amtl. Bull. NR, 1992. S. 1667 f. Siehe auch SPJ 1991, S. 222.
[62] Presse vorn 25.6.92; SPJ 1990, S. 215 und 1991, S. 222
[63] Bund, 11.8. und 25.8.92.
[64] Bund, 31.3. und 21.10.92.