Année politique Suisse 1993 :   / Die Gesetzgebung in den Kantonen / 1. GRUNDLAGEN DER STAATSORDNUNG — ELEMENTS DU SYSTEME POLITIQUE
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Zivil- und Strafrecht, Gerichtswesen, öffentliche Ordnung, Datenschutz — Droit civil et pénal, système judiciaire, ordre publique, protection des données
AARGAU: Änderung der Zivilprozessordnung: Entlastung des Handelsgerichts von Fällen mit einem Streitwert von unter 8000 Fr. In der Volksabstimmung vom 6.6. mit 72,4% der Stimmen angenommen; Nein-Parole der SD; Stimmbeteiligung: 45% (AT, 7.6.; vgl. SPJ 1992, S. 305).
APPENZELL AUSSERRHODEN: Gesetz über die Verwaltungsgerichtsbarkeit. Von der Landsgemeinde am 25.4. angenommen (SGT, 26.4.; vgl. SPJ 1992, S. 305).
APPENZELL INNERRHODEN: 1) Anpassung der Strafprozessordnung an die Menschenrechtskonvention. Von der Landsgemeinde am 25.4. angenommen (SGT, 26.4.; vgl. SPJ 1991, S. 301) – 2) Kompetenzerhöhung des Bezirksgerichtspräsidenten. Von der Landsgemeinde am 25.4. angenommen (SGT, 26.4.) – 3) Opferschutzgesetz. Von der Landsgemeinde am 25.4. angenommen (SGT, 26.4.).
BASEL-LAND: 1) Volksinitiative der SVP "für mehr Sicherheit vor Gewalt und Kriminalität". Verschärfung der Strafmassnahmen; Verbesserung der Stellung der Opfer von Verbrechen. Lanciert (BaZ, 24.8.) – 2) Gerichtsreform. Kompetenz für den Gerichtspräsidenten, gütliche Scheidungen alleine vorzunehmen; vermehrte Kompetenzen für Friedensrichter, Gerichtspräsidenten und das Dreiergericht; Flexibilisierung der Gerichtsstrukturen. Vom Regierungsrat in die Vernehmlassung gegeben (BaZ, 15.12.).
BASEL-STADT: 1) Teilrevision der Strafprozessordnung. Einführung einer Frist von drei Tagen bis zur Entscheidung des Haftrichters über eine Verhaftung; Erlass des Strafbefehls bei Übertretungen im Verzeigungsverfahren durch die Staatsanwaltschaft; Einschränkung des Unmittelbarkeitsprinzips vor Gericht; Erhöhung der Spruchkompetenzen des Dreiergerichts und des Einzelrichters; Heraufsetzung der Minimalsumme für eine Appellation bei Privatklagen auf 500 Fr. Von der Regierung vorgelegt (BaZ, 28.4., 10.6.) – 2) Beitritt des Kantons zum Interkantonalen Konkordat über Rechtshilfe in Strafsachen. Vom Regierungsrat beantragt. Vom Grossen Rat angenommen (BaZ, 11.8., 14.10.) – 3) Kantonales Einführungsgesetz zum eidgenössischen Opferhilfegesetz. Vom Grossen Rat angenommen (BaZ, 23.4.).
BERN: 1) Volksinitiative für ein Vermummungsverbot bei Demonstrationen. Einreichung der Initiative mit rund 14 000 Unterschriften (Bund, 12.1.; vgl. SPJ 1992, S. 306) – 2) Gesetz über die politischen Rechte. Beibehaltung der Volkswahl der Zivilstandsbeamten, jedoch Aufhebung der Volkswahl ihrer Stellvertreterinnen oder Stellvertreter. Vom Grossen Rat angenommen (Bund, 8.12., 9.12.) – 3) Neues Jugendrechtspflegegesetz. Vom Grossen Rat in 2. Lesung angenommen (Bund, 22.1.; vgl. SPJ 1992, S. 306).
FRIBOURG: 1) Révision du Code de procédure civil. Ajustement à la loi fédérale et au droit international; révision de thèmes variés. Proposée par le Conseil d'Etat (Lib., 4.12.) – 2) Loi concernant des modifications légales dans le domaine des droits réels. Adoptée par le Gouvernement et transmise au Grand Conseil (Lib., 19.8.) – 3) Modifications de la loi d'application du Code des obligations. Approuvées par le Grand Conseil (Lib., 23.9.).
GLARUS: Änderung der Strafprozessordnung. Von der Landsgemeinde am 2.5. angenommen (NZZ, 3.5.; Memorial für die Landsgemeinde des Kantons Glarus vom Jahre 1993).
GRAUBÜNDEN: 1) Revision des Einführungsgesetzes zum Schweizerischen Zivilgesetzbuch. Übergang der Kompetenz von Entscheidungen in Vormundschaftssachen von der Regierung an das Kantonsgericht. Von der Regierung vorgelegt. In 2. Lesung beschliesst der Grosse Rat die Einführung geschlechtsneutraler Bezeichnungen. Vom Grossen Rat in 1. und 2. Lesung angenommen (BüZ, 27.7., 29.9., 30.9., 2.12.) – 2) Opferhilfegesetz. Anpassung an das betreffende Bundesgesetz. Vom Grossen Rat angenommen (BüZ, 2.10.).
LUZERN: 1) Änderung des Einführungsgesetzes zum Zivilgesetzbuch im Zusammenhang mit dem bäuerlichen Erbrecht. Anpassung an das Bundesrecht. Beibehaltung der Kommissionen als erste Instanz für Klagen hinsichtlich des bäuerlichen Bodenrechts. Vom Regierungsrat beantragt. Vom Grossen Rat in 1. Lesung angenommen (LNN, 10.8., 23.11.) – 2) Revision der Zivilprozessordnung. Ablehnung der teilzeitlichen Anstellung von Richtern am Obergericht. Vom Grossen Rat in 1. Lesung beraten (LNN, 24.11., 1.12.; vgl. SPJ 1992, S. 306) – 3) Einführungsgesetz zum eidgenössischen Opferhilfegesetz. Vom Grossen Rat angenommen (LZ, 23.3.; vgl. SPJ 1992, S. 306).
NEUCHATEL: 1) Révision de la 'loi sur les juridictions pénales. Possibilité pour les tribunaux de police de prononcer des emprisonnements jusqu'à six mois et pour les tribunaux correctionnels de trois à cinq ans de prison; possibilité pour le Ministère public d'infliger, avec l'accord du prévenu, des amendes ou des peines privatives de liberté jusqu'à trois mois sans audience de tribunal. Approuvée par le Grand Conseil (Express, 16.11.) – 2) Révision de la loi d'application du code civil suisse. Publication des acquisitions des propriétés immobiles dans la feuille officielle cantonale, mars sans le prix. Approuvée par le Grand Conseil (Express, 30.6.).
NIDWALDEN: Teilrevision der Gerichtsgesetzgebung. Vom Landrat in 2. Lesung zuhanden der Landsgemeinde verabschiedet. Von der Landsgemeinde am 25.4. angenommen (LZ, 7.1., 26.4.; vgl. SPJ 1992, S. 306).
OBWALDEN: Einführung von Parteientschädigungen von bis zu 10 000 Fr. im Fall abgewiesener Beschwerden vor Gericht. Lancierung des Referendums durch das Demokratische Obwalden (LZ, 5.4.).
SCHAFFHAUSEN: 1) Datenschutzgesetz. Anpassung an das eidgenössische Recht. Vom Regierungsrat verabschiedet (SN, 15.9.) – 2) Änderung der Strafprozessordnung: Opferhilfegesetz. Von allen Parteien befürwortet. In der Volksabstimmung vom 7.3. mit 83,6% der Stimmen angenommen; Stimmbeteiligung: 72,5% (SN, 22.2., 23.2., 8.3.; vgl. SPJ 1992, S. 307).
SCHWYZ: Teilrevision der Strafprozessordnung. Keine Entschädigung für Opfer von Vermögensdelikten; Bezeichnung des Amtes für Gesundheit und Sozialés als kantonale Opferhilfsstelle. Vom Regierungsrat vorgelegt (LNN, 18.2.).
TESSIN: 1) Revision des Ausführungsgesetzes zum schweizerischen Zivilgesetzbuch und Aufhebung des Gesetzesdekrets über den Schutz Minderjähriger. Vom Grossen Rat gutgeheissen (CdT, 18.5.) – 2) Revision des Gesetzes über das Jugendgericht. Anpassung an die Europäische Menschenrechtskonvention; klare Trennung zwischen Untersuchungsbehörden und Richter. Von der Regierung vorgelegt (CdT, 9.10.) – 3) Anpassung des Strafrechts an das Bundesstrafrecht in Sachen Schwangerschaftsabbruch. Kompetenz des Kantonsarztes zur Bezeichnung von ärztlichen Gutachtern, welche den Abbruch erlauben können. Von der Regierung vorgelegt (CdT, 8.10.).
URI: 1) Datenschutzgesetz. Erstellung klarer rechtlicher Grundlagen im Umgang mit persönlichen Daten; Einführung eines Datenschutzbeauftragten. Von der Regierung vorgelegt. Vom Landrat angenommen (LNN, 28.10., 18.11.; LZ, 29.10.) – 2) Kredit von 6,139 Mio Fr. für den Ausbau des "Zierihauses" als Gerichtsgebäude. Ein 2. Kredit von gut 900 000 Fr. für die Unterkellerung des Gerichtssaales sowie vier Bürogebäude wird separat vorgelegt. Vom Regierungsrat anstelle der 1992 in der Volksabstimmung abgelehnten Vorlage dem Landrat unterbreitet. Vom Landrat angenommen (LZ, 17.9.; LNN, 30.9.; vgl. SPJ 1992, S. 307).
VAUD: 1) Loi d'organisation judiciaire et des codes de procédure civil et pénal. Simplification et accélération des procédures. Approuvée par le Grand Conseil (JdG, 15.6.) – 2) Modification partielle de la loi sur le barreau. Suppression de l'obligation de faire une thèse pour entrer dans une étude pour y faire une stage; suppression de l'obligation de la nationalité suisse pour l'accès à la profession d'avocat. Proposée par le Gouvernement. Approuvée par le Grand Conseil (JdG, 9.11., 9.12.).
ZUG: 1) Änderung des kantonalen Einführungsgesetzes zum Schweizerischen Zivilgesetzbuch. Vom Kantonsrat in 1. Lesung angenommen (LNN, 28.5.) – 2) Revision des Gerichtsorganisationsgesetzes. Ausdehnung der Kompetenz des Polizeirichters auf Freiheitsstrafen von bis zu sechs Monaten und Bussen bis zu 40 000 Fr.; Wegfall der Pflicht für den Staatsanwalt, bei jedem Verfahren vor dem Polizeirichter anwesend zu sein; Erhöhung der Kompetenzen des Gerichtsschreibers. Vom Obergericht vorgeschlagen (LZ, 13.10.).
ZÜRICH: 1) Datenschutzgesetz. Vom Kantonsrat zuhanden der Volksabstimmung angenommen. In der Volksabstimmung vom 6.6. mit 76,0% der Stimmen angenommen; Nein-Parole der FDP und der SVP; Stimmbeteiligung: 55% (NZZ, 16.2., 7.6.; vgl. SPJ 1992, S. 307) – 2) Volksinitiative der AP für die Einführung eines Vermummungsverbots bei Demonstrationen. Vom Kantonsrat mit 68 gegen 61 Stimmen und entgegen dem Antrag des Regierungsrats zur Annahme empfohlen. In der Volksabstimmung vom 26.9. mit 71,2% der Stimmen angenommen; Stimmbeteiligung: 47% (NZZ, 16.2., 27.9.; vgl. SPJ 1992, S. 307) – 3) Änderung des Gerichtsverfassungsgesetzes. Von der Regierung beantragt und vom Kantonsrat angenommen (NZZ, 2.11.; vgl. SPJ 1992, S. 307).